| Nachhaltigkeit ist in den letzten 50 Jahren zu einem Modebegriff geworden. Dies führte dazu, dass er nicht nur häufig, sondern auch sehr unterschiedlich und mitunter ungenau verwendet wird. Nachhaltigkeit ist mehr als nur die Umsetzung klima- oder umweltfreundlicher Maßnahmen in einer Organisation. In Grundlagendokumenten zur Primärversorgung wird beispielsweise auf eine nachhaltige Versorgung von Patient*innen verwiesen. Der konkrete Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Primärversorgung ist bislang wenig erforscht. Wie vielschichtig dieser Zusammenhang sein kann, wird in der vorliegenden Arbeit aus der Theorie abgeleitet, in einer systematischen Literaturrecherche überprüft und in zwei Fokusgruppen untersucht.
Mittels systematischer Literaturrecherche wurden 135 Artikel in den Datenbanken PubMed und Cochrane identifiziert und anschließend den vier Nachhaltigkeitsaspekten Ökologie, Ökonomie, Soziales und Gesundheit zugeordnet. Der Großteil der Artikel (60%) behandelte den gesundheitsbezogenen Aspekt. Nur ein einziger Artikel stellte in einem Nebenaspekt einen ökologischen Bezug her. Im qualitativen Forschungsansatz ergab die Inhaltsanalyse zweier Fokusgruppen mit Teilnehmer*innen aus der Primärversorgung zahlreiche Anknüpfungspunkte im Bereich der Nachhaltigkeit.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Nachhaltigkeitsbegriff abhängig von jeweiligem Kontext und Perspektive sehr unterschiedlich eingesetzt wird. Er wird beispielsweise im Bereich der Medizin anders interpretiert als in anderen Forschungs- bzw. Anwendungsbereichen.
Aus den Ergebnissen von Literaturrecherche und Fokusgruppen wurde ein Modellvorschlag zur „klima- und umweltfreundlichen (ökologisch nachhaltigen) Primärversorgungseinheit“ entwickelt. Sinnvolles Ressourcenmanagement in passenden Rahmenbedingungen könnten hier in der Praxis viel bewegen. Umfassend „nachhaltige Primärversorgungseinheiten“ – in einem ganzheitlicheren Begriffsverständnis – müssten noch um die Aspekte ökonomische bzw. soziale Nachhaltigkeit erweitert werden. |
