| Während der ersten Welle der Corona-Pandemie sind alle gesundheitlichen Institutionen dazu angehalten worden, die Patient*innenkontakte zu reduzieren, um die Verbreitung von COVID-19 zu stoppen. Gerade Personen mit Diabetes mellitus haben eine erhöhte Mortalitätsrate bei einer SARS COV-2 Erkrankung, sind aber gleichzeitig darauf angewiesen, eine dauerhafte Kontrolle und Therapie zu erhalten, um Komplikationen wie das diabetische Fußsyndrom oder die diabetische Retinopathie zu vermeiden. Dieses Problem kann nicht auf konventionelle Art und Weise gelöst werden. Die Corona-Pandemie hat uns daher vor die Herausforderung gestellt, kreative Lösungen zu finden, die eine adäquate Behandlung der Patient*innen trotz Kontaktreduzierung ermöglichen. Telemedizinische Anwendungen rücken vor diesem Hintergrund immer mehr in den Fokus der behandelnden Ärzt*innen. Sie ermöglichen eine erhebliche Reduzierung der ambulanten Behandlungstermine bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung. Auch aus Sicht von Patient*innen können aufwändige und zeitkonsumierende Ärzt*innenbesuche vermieden und durch digital durchführbare Kontrollen ersetzt werden. Die Telediabetologie bietet eine Vielzahl von Anwendungsbereichen. Sie umfasst die Früherkennung von Diabetes und unterstützt die Patient*innen bei Lifestyle-Änderungen. Darüber hinaus hilft sie bei der Überwachung und bei der Therapie von Personen mit Diabetes mellitus. Insbesondere durch die Implementierung diabetestechnologischer Anwendungen konnten im Bereich der „Telediabetologie“ in den letzten Jahren große Fortschritte in der „Remote“- Patientenversorgung erreicht werden. Es gibt jedoch noch eine Reihe von ungelösten Herausforderungen, die vor einem breitflächigen Einsatz der telemedizinischen Anwendungen zu bewerkstelligen sind. Die Hauptprobleme sind das Fehlen von strukturierten, großflächigen, klinisch randomisiert kontrollierten Studien und die meist ungelösten Fragen der Datensicherheit und Privatsphäre. Nichtsdestotrotz sollte künftig ein Einsatz von telemedizinischen Anwendungen nicht nur während der Corona-Pandemie stattfinden. Telemedizinische Anwendungen können vielmehr auch eine kostengünstige und durchaus gleichwertige Alternative zur konventionellen Behandlung darstellen. Es ist die Zeit für ein Umdenken in der medizinischen Versorgung gekommen, hin zu einer fortschrittlicheren, auf die Patienten*innen fokussierte Medizin. |