| Einleitung “Continuous glucose monitoring” (CGM) und “clinical decision support systems” (cDSS) werden heutzutage immer häufiger im klinischen Alltag verwendet. Da CGM detaillierte Informationen zur Glukosekontrolle liefert, könnte dies eine wichtige Alternative zur klassischen kapillären Blutzuckermessung mittels point-ofcare-testing (POCT) sein, welche weiterhin als Standard für Diabetesmanagement im Krankenhaus gilt. Das Ziel unserer Studie war es, die Umsetzbarkeit eines mittels CGM gesteuerten cDSS zum Management von stationären Patient*innen mit Diabetes mellitus Typ 2 zu simulieren und analysieren.
Material und Methoden Eine retrospektive Analyse stationärer Patient*innen, welche unter Nutzung eines cDSS (GlucoTab®) behandelt wurden, wurde durchgeführt. GlucoTab® wurde während der Behandlung mittels viermal täglich (vor Mahlzeiten und vor dem Schlafen) gemessener kapillärer Blutzuckerwerte gesteuert. CGM wurde währenddessen im “blinded mode” verwendet. Die kapillären Blutzuckerwerte wurden mit den CGM-Werten gepaart, die bis zu 15 min vor oder nach der kapillären Messung gemessen wurden. In der Analyse wurden die Insulindosisvorschläge von GlucoTab®, welche auf den kapillären Blutzuckerwerten basierten, mit simulierten Insulindosisvorschlägen, welche auf den gepaarten CGM-Werten sowie allen zusätzlich detektierten hypoglykämischen Events basierten, verglichen.
Ergebnisse Daten von 30 Patient*innen (Alter 74,1±10,9 Jahre, 60% weiblich, BMI 28,6±5,6 kg/m², Diabetesdauer 13,2±11,6 Jahre, HbA1c 72±22 mmol/mol, Kreatinin 1,5±1,2 mg/dl) wurden verwendet. Der Median (Q1; Q3) der mittels POCT gemessenen Glukosewerte war 135 (106; 181) mg/dl (n=885), der Median der mit CGM gemessenen Glukosewerte lag bei 110 (69; 160) mg/dl (n=1075). Der Median (Q1; Q3) der Insulindosisvorschläge war für Bolusinsulindosisvorschläge (nur Korrekturinsulin nachts) basierend auf POCT-Werten 3 (2; 3) IE (n=73) und 2 (1; 3) IE (n=73) basieren auf CGM-Werten, für alle anderen Bolusinsulindosisvorschläge 6 (3; 10) IE (n=643) basierend auf POCT-Werten und 6 (2; 10) IE (n=643) basierend auf CGM-Werten, für Basalinsulindosisvorschläge 14 (10; 20) IE (n=215) basierend auf POCT-Werten und 13 (10; 19) IE (n=215) basierend auf CGM-Werten, sowie für Tagesdosisvorschläge 28 (20; 42) IE (n=213) basierend auf POCT-Werten und 25 (19; 39) IE (n=207) basierend auf CGM-Werten.
Conclusio: CGM mit einem cDSS zu kombinieren führte in einer Simulation zu ähnlichen Insulindosisvorschlägen wie die Kombination von kapillären Blutzuckermessungen mittels POCT-Geräten mit cDSS. Da CGM mehr hypoglykämische Events detektierte, sind die Insulindosisvorschläge von GlucoTab® basierend auf den CGM-Werten tendentiell niedriger, wodurch insgesamt weniger Hypoglykämie zu erwarten wäre. Die Verwendung von CGM-Werten um ein cDSS zu steuern wird in einer klinischen Studie analysiert werden. |