| Zusammenfassung Einleitung: Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine aggressive Erkrankung, die durch maligne Transformation hämatopoetischer Stamm- oder Vorläuferzellen entsteht. Für jüngere PatientInnen ohne ausgeprägte Komorbiditäten stehen dabei mit Hochdosis-Chemotherapie und allogener Stammzelltransplantation zwei potentiell kurative Therapieoptionen zur Verfügung. Der Großteil der PatientInnen befindet sich jedoch zum Diagnosezeitpunkt bereits in höherem Alter und/oder weist signifikante Komorbiditäten auf. Für diese PatientInnen stehen mit niedrig dosiertem Cytarabin (low-dose cytarabin = LDAC) und den beiden hypomethylierenden Substanzen Azacitidin und Decitabin, weniger intensive Therapieoptionen zur Verfügung. Infektionen sind häufige, und zum Teil lebensbedrohliche Komplikationen der AML und ihrer Therapie. Während valide Daten zu deren Vorkommen, Risikofaktoren und möglicher Prophylaxe im konventionellen Hochdosis Setting existieren, ist über ihre Wertigkeit bei den nicht intensiven Therapieansätzen bisher wenig bekannt.
Ziele: Ziel dieser Arbeit war es, infektiöse Komplikationen bei AML PatientInnen unter Therapie mit hypomethylierenden Substanzen und LDAC zu erfassen, zu charakterisieren und deren Schweregrad und Ausgang festzuhalten. Weiters galt es, die Häufigkeit einer antimikrobiellen Prophylaxe zu erfassen und damit deren Wertigkeit innerhalb dieser nicht-intensiven Therapieschemata zu determinieren.
Material und Methoden: Insgesamt wurden 45 PatientInnen mit Diagnose AML analysiert, die an der Klinischen Abteilung für Hämatologie der Medizinischen Universität Graz unter der Behandlung mit Azacitidin, Decitabin oder LDAC standen. Es wurden patientenspezifische, therapiespezifische und infektionsbezogene Daten erhoben.
Ergebnisse: Die analysierten Daten zeigten, dass insgesamt 29 von 40 auswertbaren (72,5%) PatientInnen eine oder mehrere Infektionen über den Behandlungszeitraum erlitten. Auch in Betrachtung der Einzelzyklen zeigte sich die Bedeutung dieser Komplikation, da 53 von 215 therapeutischen Zyklen durch eine Infektionen verkompliziert waren. Ein klinisches Korrelat zeigte sich in 27 von 53 Zyklen (50,9%), am häufigsten handelte es sich dabei um Pneumonie. Ein mikrobiologisches Korrelat konnte in 17 von 53 Zyklen (32,1%) identifiziert werden, meistens handelte es sich dabei um bakterielle Infektionen. 6 der 53 infektiösen Komplikationen führten zum Tod des/der PatientIn. In 110 von 215 (51,2%) Therapiezyklen wurde vom behandelnden Arzt eine antimikrobielle Prophylaxe verabreicht, Substanz und Dosierung variierten dabei stark.
Konklusio: Diese Studie zeigte auf, dass Infektionen häufige und zum Teil schwerwiegende Komplikationen in der Behandlung von AML PatientInnen mit Azacitidin, Decitabin und LDAC sind. Der Fakt, dass antimikrobielle Prophylaxe nur in etwa der Hälfte aller Therapiezyklen gegeben wurde, und, dass die verabreichten antimikrobiellen Schemata nicht einheitlich in Substanz und Dosierung waren, weist weiters auf die Notwendigkeit einer Standardisierung in diesem Bereich hin. Diesbezüglich können die erhobenen Daten eine wertvolle Basis für zukünftige prospektive Studien auf diesem Gebiet darstellen. |