| Einleitung: 10% bis 30% der Fälle mit akuter myeloischer Leukämie (AML) treten als späte Komplikation einer zytotoxischen Chemo- und / oder Radiotherapie für ein vorangegangenes Malignom auf. Diese Fälle werden unter dem Begriff „Therapie- assoziierte AML“ (tAML) zusammengefasst. Es sind allerdings auch Fälle von AML als Zweiterkrankung beschrieben, die nicht auf eine Chemo- und / oder Radiotherapie für ein primäres Malignom zurückzuführen sind. In diesen Fällen wurde für das Erstmalignom ausschließlich eine chirurgische Therapie durchgeführt (nicht Therapie-assoziierte AML; ntAML). Klinische Informationen zu dieser Form der AML sind kaum vorhanden.
Ziele: Ziel dieser Studie ist es, klinische Parameter von Patienten/innen mit AML nach primären Malignomen (tAML, ntAML) zu untersuchen und mit jenen von Patienten/innen zu vergleichen, die an einer primären AML (denovo-AML) erkrankt sind. Zudem sollen etwaige klinische Unterschiede zwischen tAML und ntAML identifiziert werden. Schließlich sollen in der analysierten Gesamtkohorte gemeinsame Risikofaktoren für das Überleben ermittelt werden.
Material und Methoden: 260 Patienten/innen der Abteilung für Hämatologie des LKH- Univ. Klinikum Graz mit der Diagnose einer AML wurden in diese retrospektive Studie eingeschlossen. Entsprechend den Kriterien wurden die Patienten der jeweiligen Gruppe (tAML, ntAML oder denovo-AML) zugeteilt und die klinischen Parameter dieser Subgruppen untersucht und verglichen.
Ergebnisse: Es zeigte sich ein signifikant höheres Alter bei Diagnose der AML in der ntAML-Subgruppe (p=0,0052). Die AML nach primärem Malignom trat bei Chemotherapie für die Erstneoplasie signifikant früher auf als nach chirurgischer Therapie (p=0,043). Signifikant erhöhte LDH-Werte (p=0,0029) sowie verminderte Hämoglobinwerte (p=0,046) bei AML-Diagnose zeigten sich im denovo-AML Kollektiv. Als unabhängige Einflussfaktoren auf das Überleben der gesamten Kohorte konnte die Leukozytenzahl, der Hämoglobinwert, das Alter sowie die Zytogenetik bei AML-Diagnose ermittelt werden (p<0,05).
Konklusio: In dieser Studie zeigte sich ein erhöhtes Erkrankungsalter bei Patienten/innen mit ntAML verglichen mit tAML- und denovo-AML Patienten/innen. Zusätzlich fand sich in dieser Gruppe auch ein längeres Intervall zwischen Primärmalignom und Auftreten der AML im Vergleich zur tAML-Gruppe. Bezüglich Überleben konnten keine signifikanten Unterschiede innerhalb der Subgruppen identifiziert werden. Die in dieser Arbeit ermittelten Risikofaktoren für das Gesamtüberleben decken sich mit publizierten Studien anderer Autoren/innen. |