| Einleitung Die Prognose von hochmalignen Gliomen im Kindes- und Jugendalter (paediatric high-grade glioma, pHGG) ist aufgrund des aggressiven und schnellen Wachstums sowie der hohen Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs trotz neuer molekulargenetischer Erkenntnisse und moderneren, gezielten Therapiemöglichkeiten nach wie vor ungünstig. Diese Studie sollte dazu dienen, eine Übersicht über verschiedene Behandlungsstrategien bei Kindern und Jugendlichen mit rezidivierten oder progredienten pHGG zu gewinnen.
Methodik In vier fiktiven Fallszenarien von Kindern bzw. Jugendlichen mit rezidivierten oder progredienten pHGG konnten Mitglieder der International Society of Paediatric Oncology Europe (SIOPE)-Brain Tumour Group und der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) über das Umfrageportal SurveyMonkey® verschiedene diagnostisch-therapeutische Maßnahmen wählen.
Ergebnisse An der Umfrage nahmen 139 Ärzt*innen mit Erfahrung auf dem Gebiet der pädiatrischen Neuro-Onkologie aus 22 europäischen Ländern teil. Die Mehrheit der Befragten entschied sich in drei von vier Rezidivfällen für eine weitere onkologische Behandlung, davon in zwei Fällen mit kurativer Intention. In einem Fall (Gliomatosis cerebri) würden die meisten Teilnehmer*innen (56%) eine palliative Behandlung bzw. „Best Supportive Care“ einleiten. 76-97% aller Ärzt*innen würden die Teilnahme an klinischen Phase I/II-Studien veranlassen. Fallabhängig entschieden sich 8-92% der Expert*innen für eine (Re-)Resektion, überwiegend mit molekularer Diagnostik, 31-72% für eine Chemotherapie (Temozolomid: 19%; CCNU: 17%; PCV: 8%; Etoposid/Trofosfamid: 8%), 55-77% für eine (Re-)Bestrahlung (davon bevorzugt lokal mit einer Energiedosis von >20 Gy) und 20-69% für eine Immuntherapie (Checkpoint-Inhibitoren: 30%; Tumorvakzine: 16%). In jedem Fallszenario stimmte die Mehrzahl der Befragten für die Teilnahme an klinischen Studien und eine zielgerichtete Therapie (79-99%), abhängig von der molekularen Diagnostik (BRAF-Alterationen: BRAF/MEK-Inhibitoren in 64-88%; EGFR-Überexpression: Anti-EGFR-gerichtete Therapie in 46%; CDKN2A-Deletionen: CDK-Inhibitoren in 18%; SMARCB1-Deletion: EZH2-Inhibitor in 12%). Multimodale Konzepte mit Bevacizumab (6-18%), HDAC-Inhibitoren (4-15%), Tumor Treating Fields (Optune®) (1-26%) sowie einer intraventrikulären Chemotherapie (4-24%) wurden fallabhängig ebenfalls gewählt.
Schlussfolgerung In jedem Fall würden die Befragten versuchen, eine konventionelle multimodale Therapie mit einer (Re-)Bestrahlung sowie einer zielgerichteten Therapie auf Basis molekulargenetischer Untersuchungen zu kombinieren. Internationale Studien, die (Chemo-)Therapien mit zielgerichteten Therapieansätzen für definierte Subgruppen kombinieren, können dazu beitragen, valide klinische Daten zu gewinnen und somit die Behandlung bei pädiatrischen Patient*innen mit rezidivierten oder progredienten pHGG zu verbessern. |