| Hintergrund: Die Geradschaft-HTEP ist der derzeit modernste Behandlungsansatz für Patient*innen mit Schenkelhalsfrakturen, bei denen eine kopferhaltende Operation nicht möglich ist. In ausgewählten Fällen von Oberschenkelhalsbrüchen, wie auch bei posttraumatischer Hüftgelenksarthrose mit einliegendem osteosynthetischem Material kann die Anatomie eine Versorgung mittels Kurzschaft-HTEP notwendig machen, wobei die Verwendung einer Kurzschaft-HTEP mit verschiedenen potenziellen Vorteilen im Vergleich zu einer Geradschaft-HTEP einhergeht. Dazu gehören ein weniger traumatischer Zugang zur Hüfte, gute Möglichkeiten zur Rekonstruktion der Hüftgeometrie und weniger Fremdmaterial. Ziel dieser Studie ist es, einen evidenzbasierten Nachweis zu erbringen, dass die Implantation einer Kurzschaft-HTEP für junge Patient*innen mit sportlichem Anspruch eine potenzielle Alternative darstellt.
Methoden: Insgesamt wurden die Daten von 12 Patient*innen, die aufgrund einer (post)-traumatischer Hüftgelenksarthrose an der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Medizinischen Universität Graz mit einer Kurzschaft-HTEP (ANA NOVA Proxy®) behandelt wurden, retrospektiv erhoben. Alle Patient*innen wurden prospektiv zur Teilnahme an einer klinischen und radiologischen Nachuntersuchung eingeladen. Diese umfasste Röntgenaufnahmen des Beckens und der betroffenen Hüfte sowie drei Fragebögen, den McMaster University Osteoarthritis Index (WOMAC), den Harris Hip Score (HHS) und den Barthel Index zur Bewertung von Funktionalität, Schmerzen und Mobilität. Die erzielten Ergebnisse wurden mit den bereits vorliegenden Ergebnissen von 12 Alters- und Geschlechts-gematchten Patient*innen verglichen, die mit derselben Kurzschaft-HTEP (ANA NOVA Proxy®) bei primärer Hüftgelenksarthrose behandelt wurden.
Resultate: Von den 12 Patient*innen nahmen 9 am prospektiven Teil der Studie teil. Davon war bei 5 Patient*innen während der HTEP-Implantation die Entfernung von Implantaten notwendig (DHS, PFNA) welche aufgrund vorausgegangener Taumata eingesetzt worden waren., Die restlichen 7 wiesen eine Schenkelhalsfraktur auf. Patient*innen mit (post)traumatischer Hüftgelenksarthrose hatten einen niedrigeren mittleren BMI (22.3 ± 4.3) als Patient*innen mit primärer Hüftgelenksarthrose (27.7 ± 2.9; p=0.002). Die durchschnittliche Operationszeit betrug 42.0 ± 11.4 Minuten für alle Patient*innen zusammen, wobei kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Patient*innen mit primärer (39.8 ± 12.2 Minuten) oder (post)traumatischer Hüftgelenksarthrose (44.3 ± 10.5 Minuten; p=0.335) bestand. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts war zwischen den Gruppen vergleichbar (Mittelwert: 6.3 ± 1.8 Tage für (post)traumatische Hüftgelenksarthrose vs. 7.3 ± 1.3 für primäre OA; p=0.101). Alle Patient*innen mit primärer Hüftgelenksarthrose durften postoperativ voll belasten (100 %), ebenso 3 Patient*innen mit Schenkelhalsfrakturen (25,0 %). Andererseits wurde bei 6 Patient*innen (drei mit Schenkelhalsfrakturen) eine Teilbelastung mit maximal halbem Körpergewicht für 6 Wochen, bei 2 Patient*innen (beide mit Schenkelhalsfrakturen) für 4 Wochen und bei einem Patienten mit (post)traumatischer Hüftgelenksarthrose für 2 Wochen empfohlen. In der Gruppe der Patient*innen mit primärer Hüftgelenksarthrose erkrankte ein Patient im Rahmen des stationären Aufenthalts an einer Pneumonie. Ansonsten kam es zu keinen intra- oder frühpostoperativen Komplikationen. Die Ergebnisse der Fragebögen waren zufriedenstellend und mit der bisherigen Literatur vergleichbar. Beim HHS wurde im Median ein Score von 97 von maximal 100 Punkten erreicht. Beim WOMAC erreichten 8 der 9 untersuchten Patient*innen ein ausgezeichnetes Ergebnis und ein Patient ein gutes Ergebnis. Beim Barthel-Index konnten 7 Patient*innen die maximale Punktzahl von 100 Punkten erreichen, während 2 Patient*innen 95 Punkteerreichten, was ebenfalls ein ausgezeichnetes postoperatives Ergebnis darstellt.
Zusammenfassung: Patient*innen mit posttraumatischer Hüftgelenksarthrose oder Schenkelhalsfrakturen können mit einer Kurzschaft-HTEP behandelt werden. Die postoperativen Ergebnisse sind vergleichbar mit jenen einer alters- und geschlechtsgleichen Kontrollgruppen mit primärer Hüftgelenksarthrose. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass bei gewissen Patient*innen (insb. jung und sportlich aktiv) ein Kurzschaft- HTEP eine gute Alternative darstellen könnte. |