| Einleitung: Schwere Immunzytopenien wie die autoimmunhämolytische Anämie (AIHA), chronische Immunthrombozytopenie (ITP) und das Evans Syndrom (ES) sind häufig mit Immundysregulation assoziiert. Bei einigen angeborenen Immundefekten steht die Immundysregulation in engem Zusammenhang zu frühzeitiger Immunsenescence und einem lymphozytären Exhaustion-Profil. Die Muster dieser Immunprofile können möglicherweise einen Hinweis auf den zugrundeliegenden Pathomechanismus erworbener und angeborener Immundefekte sein. Patienten/innen und Methoden: Eine longitudinale, prospektive, multizentrische Registerstudie zu schweren Immunzytopenien (sic-reg.org) wurde 2019 initiiert. Das Register schließt pädiatrische und jugendliche Patienten/innen mit Immunzytopenie ein. Aktuell liegt eine frühe Interim-Analyse von Immunphänotyp-Biomarkern der ersten inkludierten Patienten/innen vor. In der ersten Gruppe wurden 12 Patienten/innen (Durchschnittsalter 10 Jahre; Altersverteilung 4-16 Jahre; männlich, n=5) mit ITP, AIHA oder ES eingeschlossen, drei von ihnen bei Rezidiv ihrer Erkrankung als retrospektive Patienten/innen. In der zweiten Gruppe erfassten wir 19 Patienten/innen mit bekanntem angeborenem Immundefekt als Beobachtungspatienten/innen. Bei allen Patienten/innen wurde initial, nach 6 und nach 12 Monaten eine quantitative FACS-Analyse der naiven und Gedächtnis-/T- und B-Subklassen und der altersassoziierten bzw. seneszenten Lymphoyztensubklassen durchgeführt. Ergebnisse: 10 von 12 Patienten/innen mit Immunzytopenie zeigen ein pathologisches Verlaufsmuster an allen drei Messzeitpunkten in mindestens einer der naiven bzw. Gedächtnis- oder seneszenten Lymphozytensubklassen. Auch acht der 19 Patienten/innen mit angeborenem Immundefekt zeigen mindestens in einer der Lymphozytensubklassen einen pathologischen Verlauf. Daneben präsentierten einige Patienten/innen im Verlauf einzelne auffällige Abweichungen in bestimmten Lymphozytensubklassen. Schlussfolgerung/Diskussion: Auf Grundlage der Interim-Daten ist die systematische Analyse von Lymphozyten-Differenzierungsprofilen bei Patienten/innen mit schweren Immunzytopenien indiziert, um diagnostische und prognostische Biomarker-Profile erstellen zu können. Das lymphozytäre Biomarker-Profil kann, in Abhängigkeit von der Grundkrankheit jedoch noch spezifischer gestaltet werden. Durch die geplante Kombination unserer Daten mit der single-cell transcriptome Technik und Analyse epigenetischer Faktoren soll der Pathomechanismus der Immundysregulation weiter aufgeklärt werden. |