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Diplomarbeit - Detailansicht

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Bibliografische Informationen
 Behandlungsstrukturen des fortgeschrittenen Adenokarzinoms des Ösophagus, Magens und gastroösophagealen Übergangs: eine retrospektive Kohortenstudie  
 Einleitung
Obwohl kürzlich in einer Untergruppe von PatientInnen mit fortgeschrittenen gastroösophagealen Adenokarzinomen bei der Verwendung von Immuncheckpoint-Inhibitoren ein verbessertes Behandlungsergebnis nachgewiesen werden konnte, sind die Therapiemöglichkeiten in dieser Situation nach wie vor limitiert und die Prognose bleibt bescheiden. Wir wollten untersuchen, wie sich die Behandlungsschemata von gastroösophagealen Adenokarzinomen in der palliativen Erst-, Zweit- und Drittlinientherapie in den letzten 15 Jahren, vor Einführung der Immuntherapie, verändert haben und ob sich diese Veränderungen in einem besseren Behandlungsergebnis niederschlagen.

Material und Methoden
In diese monozentrisch, retrospektiv durchgeführte Kohortenstudie schlossen wir 382 PatientInnen mit lokal fortgeschrittenen inoperablen oder metastasierten Speiseröhrenkarzinom, Magenkarzinom sowie Karzinomen des gastroösophagealen Überganges ein, welche zwischen 2006 und 2020 eine palliative systemische Therapie an der Abteilung für Onkologie der Medizinischen Universität Graz erhalten haben. Anhand eines Stichtages, gewählt nach Behandlungszeitraum am 1. Jänner 2013, wurden die PatientInnen zwei annähernd gleich großen Gruppen zugewiesen: Kohorte A (2006-2012) und Kohorte B (2013-2020). Der primäre Endpunkt der Studie war das Gesamtüberleben ab Start der palliativen Erstlinientherapie (OS1). Weitere sekundäre Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben in der palliativen Erstlinientherapie (PFS1) und das Gesamtüberleben sowie progressionsfreie Überleben in der palliativen Zweit- und Drittlinientherapie (OS2, OS3, PFS2, PFS3).

Ergebnisse
Signifikante Unterschiede hinsichtlich Behandlungsschemata und -intensität wurden zwischen der Kohorte A (n=175; 45,8%) und Kohorte B (n=207; 54.2%). festgestellt. Insgesamt wurden PatientInnen in der Kohorte B intensiver therapiert, was sich sowohl im höheren Anteil jener PatientInnen zeigte, die in der palliativen Erstlinientherapie eine 3-fach Kombinationstherapie erhalten hat (Kohorte A 12,0% vs. Kohorte B 23,7%, p=0.001), als auch im größeren Anteil an PatientInnen, welche in weiterer Folge eine Zweit- (Kohorte A 43,4% vs. Kohorte B 53,6%, p=0.005) und Drittlinientherapie (Kohorte A 13,1% vs. Kohorte B 25,1%, p=0.738) erhalten hat. Bezüglich unseres primären Endpunktes konnte für die Kohorte B nur eine nicht signifikante Verbesserung des OS1 ab Start der palliativen Erstlinie nachgewiesen werden. Das mediane Gesamtüberleben der palliativen Erstlinientherapie lag bei 8,0 Monaten in der Kohorte A und bei 9,7 Monaten in der Kohorte B (Log-Rank p=0.055). Nach multivariabler Bereinigung von potentiellen Störfaktoren in der Cox-Regressionsanalyse schwächte sich der Einfluss des Behandlungszeitraumes weiter ab (Hazard ratio (HR): 0,9; 95% CI: 0,7-1,3; p=0,706). Die einzigen unabhängigen Prädiktoren für ein ungünstigeres Gesamtüberleben in der palliativen Erstlinientherapie waren ein höherer ECOG-Status (HR für ECOG 1 vs. ECOG 0: 1,9; 95% CI: 1,4-2,5), ein jüngeres Alter (HR pro Erhöhung um 10 Jahre: HR 0,8; 95% CI: 0,7-1,0) und ein höherer CRP-Ausgangswert (HR pro CRP-Verdopplung: HR 0,6; 95% CI: 0,3-1,0). Hinsichtlich der Analyse der sekundären Endpunkte konnten in der palliativen Zweit- (4,7 vs. 7,0 Monate, p=0.006) und Drittlinientherapie (3,2 vs. 5,0 Monate; p=0.031) in der Kohorte B ein signifikant besseres Gesamtüberleben nachgewiesen werden, wohingegen das progressionsfreie Überleben zwischen den Kohorten über alle Therapielinien sehr ähnlich war.

Conclusio
Obwohl sich die Behandlungsmuster der palliativen systemischen Therapie des fortgeschrittenen gastroösophagealen Adenokarzinoms in den letzten 15 Jahren geändert haben, zeigt unsere Studie, dass diese Änderungen in der Behandlung zu keiner signifikanten Verbesserung des Gesamtüberlebens geführt haben.  
 Onkologie; Adenokarzinom; Palliative Therapie  
 
 2023  
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Halbherr, Martin
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Innere Medizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Riedl, Jakob; Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med.
  Gerger, Armin; Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ.et scient.med. MBA