| Hintergrund: Ein Implantatbruch nach der Implantation einer Schulterendoprothese ist eine seltene Komplikation und kann durch eine Fehlfunktion zu anhaltenden Schmerzen führen woraufhin in der Folge häufig eine Revisionsoperation notwendig ist. Dies geht mit einer hohen Belastung für den Patienten und steigenden Kosten für das Gesundheitssystem einher. Spezifische Daten zu Komplikationsraten und Implantatbrüchen sind in detaillierten Endoprothetikregistern verfügbar, werden jedoch aufgrund des seltenen Auftretens und möglicherweise unterschätzter Wichtigkeit, in Studien selten beschrieben. Der Hintergrund dieser Dissertation war die Auswertung des aktuellen Wissensstandes zu Implantatbrüchen nach Schulterprothetik, einschließlich der verwendeten Materialien, Berechnungen und Herstellung verschiedener Bauweisen. Ein systematisches Review dieser Dissertation wurde im Herbst 2023 im BMC Journal für muskuloskeletale Erkrankungen veröffentlicht. Ziel dieses systematischen Reviews ist es, die Häufigkeit von Implantatbrüchen nach Schulterendoprothetik aufzuzeigen. Wir stellten die Hypothese auf, dass weltweite Endoprothetik-Registerdatensätze höhere Raten an Implantatbrüchen verzeichnen als veröffentlichte klinische Studien.
Methoden: PubMed, MEDLINE, EMBASE, CINHAL und die Cochrane Central Register of Controlled Trials-Datenbank wurden für diese systematische Überprüfung unter Verwendung der Begriffe “(implant fracture/complication/breakage) OR (glenoid/baseplate complication/breakage) AND (shoulder arthroplasty)” gemäß den PRISMA-Richtlinien am 3. Juli 2023 durchsucht. Die Studienauswahl, die Qualitätsbewertung und die Datensammlung wurde gemäß den Cochran-Standards durchgeführt. Fallberichte und experimentelle Studien wurden ausgeschlossen, um Verzerrungen zu reduzieren. Die Bruchrate pro 100.000 beobachteten Komponentenjahren wurde verwendet, um Daten aus nationalen Endoprothetikregistern und klinischer Studien zu vergleichen. Häufig eingebaute Schulterprothesen wurden analysiert und die Unterschiede im Bruchverhalten herausgearbeitet.
Ergebnisse: Daten von 5 Registern und 15 Studien konnten in das systematische Review integriert werden. Die Implantatbruchrate nach Schulterendoprothetik wurde in Registern mit 0,06–0,86 % gegenüber 0,01–6,65 % in klinischen Studien angegeben. Die Bruchrate pro 100.000 beobachteten Komponentenjahren betrug in klinischen Studien 10 und in Registern 9. Innerhalb eines 10-Jahres-Zeitraums ergab sich eine Revisionsrate von 0,09 % für Registerdaten und 0,1 % für klinische Studien. Der am häufigsten betroffene Bauteil im Zusammenhang mit einem Implantatversagen durch Materialbruch nach Schulterendoprothetik war die Glenoidkomponente.
Schlussfolgerung: Klinische Studien zeigten eine ähnliche Inzidenz von Implantatversagen im Vergleich zu Daten weltweiter Endoprothetikregistern. Diese Komplikationen entstehen hauptsächlich durch Brüche von Schrauben und der Glenosphäre und scheinen in direktem Zusammenhang mit einer Prothesenlockerung zu stehen. Eine periprothetische Gelenkinfektion kann mit einer Lockerung der Prothese und anschließendem Materialbruch einhergehen. Durch diese Datenanalyse und deren Ergebnisse, können Ärzte ihre Patienten spezifischer und ausführlicher über das mögliche Risiko eines Implantatversagen nach einer Schulterprothese aufklären.
Level of evidence III |