| Hintergrund: Sinunasale Malignome sind seltene bösartige Tumore, die häufig aufgrund ihres langen asymptomatischen Verlaufs erst spät diagnostiziert werden und eine schlechte Prognose haben. Therapieschemata sind meist multimodal und kombinieren Chirurgie, Strahlentherapie und/oder ggf. Chemotherapie. In Fällen von kleinen Tumoren, wenn ein offener Zugang nicht notwendig ist, wird häufig eine endoskopische Resektion (FESS) angestrebt.
Material und Methoden: Zwischen 2001 und 2018 wurden 43 Patientinnen und Patienten mit primären sinunasalen Malignomen an der Abteilung für allgemeine HNO der Universitätsklinik Graz endoskopisch operiert und danach adjuvant radioonkologisch, entweder mit perkutaner Bestrahlung oder Brachytherapie, behandelt. Die Fälle wurden retrospektiv aus dem openMEDOCS-System erfasst und mit Microsoft Excel 2011 und IBM SPSS Statistics 23 analysiert.
Ergebnisse: Es wurden 28 Männer (65,1%) und 15 Frauen (34,9%) zwischen 27 und 86 Jahren in die Studie inkludiert, die endoskopisch operiert und nachfolgend bestrahlt wurden. Histopathologisch handelte es sich um 22 Adenokarzinome (51,2 % – verteilt auf vier Subtypen), 7 Ästhesioneuroblastome (16,3 %), 5 maligne Melanome (11,6 %), 3 undifferenzierte sinunasale Karzinome (7,0 %), 2 Zylinderzellkarzinome (4,7 %), 2 Plattenepithelkarzinome (4,7 %), und jeweils ein diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom (2,3 %) und niedrig-differenziertes kleinzelliges neuroendokrines Karzinom (2,3 %). In 16 Fällen (37,2 %) war im Rahmen der FESS eine endonasale Rekonstruktion mit fascia lata (n=9), Tachosil-Schwämmchen (n=6) oder fascia temporalis (n=1) notwendig. Von den 43 Patientinnen und Patienten wurden 40 postoperativ perkutan bestrahlt (93,0 %) und 3 mit Brachytherapie (7,0 %). Das gesamte 3- und 5-Jahres-Überleben in der Studie war 71,4 % und 53,6 %. In der Gruppe der perkutan bestrahlten Patientinnen und Patienten war das 3-Jahres-Überleben 75,0 % und das 5-Jahres-Überleben 56,0 %, wohingegen es bei den mit Brachytherapie behandelten Patientinnen und Patienten jeweils 33,3 % waren. Da die histopathologischen Diagnosen in den drei Fällen von Brachytherapie Adenokarzinome waren, wurde auch der Vergleich zu jenen der perkutan Bestrahlten gezogen. Das 3- und 5-Jahres-Überleben von Patientinnen und Patienten mit perkutan bestrahlten Adenokarzinomen waren 84,6 % und 70,0 %. Rezidive traten in 48,8 % der gesamten Fälle (n=18) auf, davon in 33,3 % der Brachytherapien und in 42,5 % der perkutanen Bestrahlungen. Das mediane und mittlere Krankheitsfreie-Intervall war im Fall der Brachytherapien 1,05 Jahre bzw. 2.06 Jahre (Median) und 2.38 ±1.60 Jahre (Mittleres Überleben) bei perkutanen Bestrahlungen. Iatrogene Strahlenschäden und unerwünschte Nebenwirkungen traten insgesamt bei 21 Patientinnen und Patienten (48,8 %) auf, darunter ein Patient, der mit Brachytherapie behandelt wurde. Schwerwiegende Schäden, wie Erblindung oder Leukenzephalopathie, traten nur als Folge perkutaner Bestrahlung auf.
Konklusion: Die Analyse dieser retrospektiven Studie zeigt, dass die Brachytherapie in Hinblick auf das Überleben schlechtere Ergebnisse, als die bereits etablierte perkutane Bestrahlung erzielte, wohingegen sie sowohl bei Häufigkeit von Rezidiven und Strahlenschäden die besseren hatte. Aufgrund dessen, dass dies unseres Wissens die erste Studie mit diesem Schwerpunkt ist, aber die Fallzahl (vor allem an Brachytherapien) zu gering ist, sollte eine prospektive Studie für einen ausreichend aussagekräftigen statistischen Vergleich angestrebt werden. |