| Hintergrund: Verschiedene Studien behandeln die Überlebensraten replantierter Finger und deren Komplikationen. Momentan, existieren nur wenige Studien über die Zeit bis zur Arbeitsrückkehr und die subjektive Wahrnehmung der behandelten Patienten. Deswegen haben wir uns entschlossen eine Studie durchzuführen, in welcher die sozialen und subjektiven Konsequenzen nach einer Fingerreplantation evaluiert und letztlich die Arbeitsrückkehrzeit und der DASH Score untersucht wurden.
Methoden: 38 Patienten (4 Frauen und 34 Männer) beantworteten die Fragebögen und bildeten damit den Patientenpool dieser Studie. Zusätzlich zu dem DASH Fragebogen wurde ein zweiter Fragebogen kreiert, in welchem die Arbeitsrückkehrzeit und Berufswechsel erfragt wurden. Der HISS Score der Patienten wurde errechnet. Um Daten bezüglich der Amputationshöhe zu erheben, wurde die Klassifikation von Tamai genutzt. Die Ergebnisse wurden auf Unterschiede zwischen verschiedenen Patientengruppen untersucht. Des Weiteren wurden erfolgreich replantierte Patienten mit sekundär stumpfversorgten Patienten bezüglich Arbeitsrückkehr und Berufswechsel verglichen. Letztlich wurde eine Korrelationsanalyse sowohl zwischen Arbeitsrückkehrzeit und DASH Score als auch Arbeitsrückkehrzeit und HISS Score durchgeführt.
Ergebnisse: Von insgesamt 66 replantierten Fingern wurden 57 erfolgreich replantiert (86,4%). Land- und Forstarbeiter sowie Handwerker haben einen signifikant höheren Schweregrad der Verletzung (p = 0.013) und signifikant häufiger eine Fingeramputation in Folge eines Arbeitsunfalls (p = 0.026) als andere Berufsgruppen. Beim Vergleich von Patienten die eine sekundäre Stumpfversorgung erhielten, mit denen die eine erfolgreiche Replantation hatten, ist kein Unterschied in der subjektiven Wahrnehmung der Fähigkeiten aufgetreten. Bei den sekundär stumpfversorgten Patienten wurde eine Tendenz zur längeren Arbeitsrückkehrzeit auffällig. Während 71.43% der erfolgreich daumenreplantierten Patienten zu ihrer Arbeit zurückkehren konnten und keiner den Beruf wechselte, musste der einzige Patient mit stumpfversorgtem Daumen den Beruf wechseln. Vergleicht man Daumen- und Langfingerreplantationen ist bei den Langfingern eine höhere subjektive Wahrnehmung der Fähigkeit aufgetreten, während bei Daumenreplantationen eine Tendenz zur schnelleren Arbeitsrückkehrzeit gefunden wurde. Die Zeit, die benötigt wurde um zur Arbeit zurückzukehren, hängt bei den Langfingerreplantierten signifikant vom Level der Amputation ab. Außerdem ist die Rückkehrzeit nach Fingerreplantation unabhängig von Wechsel oder Rückkehr zum vorherigen Beruf. Zone IV der Amputations-Klassifikation von Tamai hat eine hochsignifikant längere Arbeitsrückkehrzeit als Patienten anderer Amputationszonen (p = 0.007).
Schlussfolgerung: Patienten, die als Land- und Forstarbeiter oder Handwerker arbeiten, haben ein höheres Risiko sich eine Fingeramputation auf der Arbeit zuzuziehen. Trotz guter Ergebnisse wechseln Patienten dieser Berufsgruppen häufiger als andere ihren Beruf. Der amputierte Daumen als absolute Indikation für eine Replantation wurde dadurch bestätigt, dass kein Patient mit stumpfversorgtem Daumen zu seiner Arbeit zurückkehren konnte. Der Vergleich zwischen erfolgreich replantierten und sekundär stumpfversorgten Daumen deutet die Wichtigkeit einer erfolgreichen Daumenreplantation an. Die höchsten Quoten für erfolgreiche Daumenreplantationen weisen nur Handzentren auf. Um das bestmögliche Ergebnis sicherzustellen, sollten Patienten mit Fingeramputation deshalb direkt in das nächstgelegene Handzentrum transportiert werden. Besonders Finger, die in der Zone IV der Tamai-Klassifikation amputiert wurden, benötigen eine längere Arbeitsrückkehrzeit als Amputationen in den anderen Zonen. Diese Zone, die nur an Langfingern existiert, entpuppte sich als „Zone der langen Rückkehr“. |