| Zusammenfassung
Fragestellung: Die Verwendung kollagener Matrices hat in den letzten Jahren nicht nur in der Rekonstruktiven- und der Verbrennungschirurgie stark zugenommen, sondern auch in der Ästhetischen Chirurgie immer mehr Einsatzgebiete gefunden. Parallel zu den Indikationen hat sich die Anzahl der unterschiedlichen Produkte rasant entwickelt. Diese Arbeit gibt einen rezenten evidenzbasierten Literaturüberblick über die verschiedenen Matrices und Einsatzgebiete in der ästhetischen Chirurgie.
Methoden: Die Literaturrecherche in den medizinischen Datenbanken PubMed/Medline, Embase und Cochrane Library erfolgte nach unterschiedlichen ästhetischen Eingriffen (ästhetische Weichteilaugmentation im Gesicht, Rhinoplastik, Lidchirurgie, Mammaplastik, Abdominoplastik und Phalloplastik) und nach den Produktnamen einzelner kollagenen Matrices (Collagen Matrix, Collagen-Elastin Matrix, Alloderm, Integra, Permacol, Strattice, Dermamatrix, Flexhd, Ez Derm, Oasis, Allomax, Tensix, Cymetra, Matriderm, Surgimend, Surgisis, Graftjacket, Apligraf, Orcel, Dermacell, TarSys). Einschlusskriterien waren ein Publikationszeitraum von 1990 bis Mai 2014, deutsche oder englische Sprache, klinische und präklinische Studien. Nicht eingeschlossen wurden Reviews, zahnmedizinische Studien, Studien aus der rekonstruktiven Chirurgie (außer sekundär nach ästhetischen Eingriffen), Beschreibungen von Operationsmethoden oder Case Reports ohne Fallzahlangaben und Angaben über Follow-Ups. Als Hauptzielgröße wurde die Evidenz der Publikationen zu kollagenen Matrices in der ästhetischen Chirurgie definiert (Ermittlung und Reihung nach Empfehlungen des CEBM - Centre for Evidence-based Medicine University of Oxford). Zusätzlich wurden den Studien folgende Daten entnommen: Publikationsjahr, Art des Eingriffs, verwendete Matrix, Studiendesign, Anzahl der TeilnehmerInnen, Follow-up Dauer, Komplikationen, Resorptionsdauer der Matrix).
Ergebnisse: Von 436 Studien entsprachen 66 Studien den Suchkriterien. Diese konnten insgesamt sechs Anwendungsgebieten zugeordnet werden: ästhetische Weichteilaugmentation im Gesicht, ästhetische Rhinoplastik, ästhetische Lidchirurgie, ästhetische Mammaplastik, ästhetische Phalloplastik und Abdominoplastik. Das Anwendungsgebiet mit der höchsten Evidenz war die ästhetische Weichteilaugmentation im Gesicht, mit einer RCT-Studie, drei Kohorten, sieben Fallserien und drei Case-Reports. An zweiter Stelle folgte die ästhetische Mammaplastik mit zwei Kohorten, einer Fall-Kontrollstudie, zwölf Fallserien und zwei Case-Reports und an dritter Stelle die ästhetische Rhinoplastik mit zwei Kohorten, zehn Fallserien, und vier Case-Reports. Die meisten Studien fanden sich zur Nasenrückenaugmentation (n=14), die zweitmeisten zum Einsatz kollagener Matrices in der Behandlung Implantat-assoziierter Komplikationen nach Brustaugmentation (n=10), und an dritter Stelle stand die Lippenaugmentation (n=9). Alle Anwendungsgebiete, mit Ausnahme der ästhetischen Weichteilaugmentation im Gesicht, verzeichneten die größte Publikationsstärke im Zeitraum von 2010 – Ende des Beobachtungszeitraumes am 1.5.2014. Die ästhetische Weichteilaugmentation im Gesicht hatte ihren Publikationspeak zwischen 2000 und 2005. Die am häufigsten verwendeten Matrices waren AlloDerm (n=41), Strattice (n=9), und Permacol (n=7). 85% (56/66) der Autoren bewerteten ihr Overall-Studienoutcome als positiv, 6% (4/66) als neutral und 12% (8/66) als negativ. Als die am häufigsten aufgetretene Komplikation aller Anwendungsgebiete wurde Volumenverlust/Resorption, in 22,7% (15/66), angegeben. Angaben zur Resorption variierten stark und waren abhängig von Ort und Art der Implantation.
Schlussfolgerungen: Die Anwendungen kollagener Matrices in der ästhetischen Chirurgie sind breit gestreut und erlebten in den letzten 5 Jahren einen deutlichen Aufschwung. Anhand der vorliegenden Literatur ist jedoch noch ein Mangel an Evidenz zu erkennen (nur 1 RCT).
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