| Einleitung: Die Essstörung Anorexia Nervosa (AN) ist eine potenziell letal verlaufende psychiatrische Erkrankung mit steigender Inzidenz. In schwerwiegenden Fällen kann eine stationäre Therapie nötig sein. Die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Graz bietet Patient*innen mit AN im Rahmen eines stationären Aufenthaltes ein interdisziplinäres Behandlungskonzept. Ziel der Arbeit ist es, die Kurz- und Langzeiteffekte dieses Therapiekonzeptes zu evaluieren.
Methodik: Um die Kurzzeiteffekte der stationären Therapie zu analysieren, wurden retrospektiv Daten von 53 weiblichen Patientinnen ab 18 Jahren untersucht, welche in den Jahren 2000 bis 2021 für mindestens vier Wochen an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Graz stationär behandelt wurden. Für die Beurteilung der Langzeiteffekte wurden zudem freiwillige und vorab angekündigte Telefoninterviews durchgeführt, an welchen zehn der 53 weiblichen Patientinnen teilnahmen.
Resultate: Zwischen Aufnahme und Entlassung konnte ein statistisch signifikanter Unterschied im BMI nachgewiesen werden. Der mittlere BMI erhöhte sich von 13.98 (SD=1.99) auf 14.90 kg/m² (SD=1.74). Zudem stieg die Anzahl an Komorbiditäten sowie die Zahl der verordneten Psychopharmaka. Die Therapie hat darüber hinaus Auswirkungen auf gewisse Laborparameter. Signifikante Veränderungen konnten bei Erythrozyten, Hämoglobin, MCV, Natrium, Chlorid, Gesamt-Calcium, Kreatinin und der Transferrinsättigung gefunden werden. Der BMI zwischen Entlassung und Telefoninterview, 2.85 Jahre (IQR: 2.26-4.45) nach der Behandlung, stieg von 15.35 (SD=1.69) auf 17.40 kg/m² (SD=2.75).
Schlussfolgerung: Die stationäre Therapie an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Graz hat sowohl Kurz- als auch Langzeiteffekte auf den BMI der Patient*innen. Die Effektivität des Therapieprogrammes ist auch langfristig – die Patient*innen nehmen nach Entlassung zu. Um die Auswirkungen der Behandlung auf die verschiedenen Nebenzielparameter besser beurteilen zu können, sind weitere Forschungen nötig. |