| Hintergrund: Die medikamentöse Adhärenz ist ein wesentliches Element bei der adäquaten Behandlung von chronischen Krankheiten. Leider sinkt insbesondere in der Psychiatrie die Adhärenz nach maximal sechs Monaten auf unter 50 %. Da kognitive Beeinträchtigungen ein Kernsymptom bei bipolaren und psychotischen Erkrankungen sind, wollten wir mit dieser Studie die Auswirkungen der Medikamentenadhärenz auf die Kognition und die globale Funktion (GAF) untersuchen.
Methode: PsyCourse, eine multizentrische Längsschnittstudie in Deutschland und Österreich, wurde für eine lineare Regression zweier Diagnosegruppen mit bipolaren und psychotischen Störungen verwendet (N = 862). Die Medikamentenadhärenz wurde anhand eines Fragebogens zur Selbstbeurteilung bewertet, und zur Beurteilung der kognitiven Leistung wurde eine umfassende neurokognitive Testbatterie eingesetzt (trail-making test, verbal digit span, digit symbol test). Informationen zur aktuellen Psychopathologie wurden mit Hilfe von PANSS, YMRS, IDS-C30 und GAF erhoben.
Ergebnisse: Adhärenz, Alter, Medikamentensumme und Diagnosegruppen erklärten einen signifikanten Anteil der Varianz im GAF (R2a = 0,153; F(5, 808) = 25,51, p <.001). Die Prädiktoren unter Beachtung der jeweiligen Symptome waren statistisch signifikant für den kognitiven Bereich "D3 - psychomotorische Geschwindigkeit" in der Gruppe der bipolaren Störungen: (R2a = 0,237; F(6, 328) = 15,88, p <.001) und der Gruppe der psychotischen Störungen: (R2a = 0,186; F(7, 404) = 12,79, p <.001).
Schlussfolgerung: Die medikamentöse Adhärenz hat keinen Einfluss auf die Kognition, aber auf die globale Funktionsfähigkeit bei psychiatrischen Patienten. Sowohl bei Menschen mit bipolarer Erkrankung als auch bei Individuen mit psychotischer Erkrankung war die kognitive Funktion unabhängig von der Adhärenz, wurde aber durch das Alter und die Summe der eingenommenen Medikamente beeinflusst. |