| Einleitung: Genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung und dem Beginn der bipolaren Störung in Abhängigkeit von auslösenden Faktoren, wie frühe Belastungen, Coping-Strategien und Sozialgefüge im Sinne des Stress-Vulnerabilitäts-Models. Ebenso wirken sich Persönlichkeitsmerkmale, welche zum Teil ebenso genetisch vermittelt werden, auf den Verlauf der bipolaren Störung aus. In dieser Studie untersuchten wir genetische Einflüsse auf die Persönlichkeitsmerkmale bei bipolaren Patient*innen
Methoden: DNA wurde aus Nüchternblut von 40 männlichen und 43 weiblichen bipolaren Patient*Innen mittels Aussalzmethode am Institut für Humangenetik Graz isoliert. Die Genotypisierung wurde mittels Omniexpress1.1 von Illumina am Life & Brain Center Bonn durchgeführt. Hypothesengeleitet erfolgte die Isolierung von Genotypen folgender Gene: COMT (rs4680), BDNF (rs6265), 5-HTR2A (rs6311, rs6313) und die Uhrengene CLOCK (rs534654, rs1801260, rs12649507), sowie PER3 (rs10462021, rs10864315, rs228682, rs228642). Die Persönlichkeitsmerkmale der ‚Big Five’ wurden mittels NEO-FFI, einem Fragebogen mit 60 verschiedenen Statements, durchgeführt, um eine quantitative Analyse der Persönlichkeit der Proband*innen zu erhalten. Für die statistische Analyse wurde IBM SPSS Version 25 verwendet. Untersucht wurden die unterschiedlichen Ausprägungen der Persönlichkeitsmerkmale zwischen den Genotypträger*innen. Hier wurde das Alter der Proband*innen als Co-Variable für die Persönlichkeitsmerkmale ‚Offenheit für Erfahrungen’ und ‚Extraversion’ eingefügt.
Ergebnisse: Zwei der untersuchten Genvarianten für PER3 zeigten einen signifikanten Unterschied bezüglich des Persönlichkeitsmerkmals Neurotizismus der bipolaren Patient*innen. PER3 rs228682 zeigte höhere Werte bei den Genotypenträger*innen AG und AA im Vergleich mit dem GG Genotyp (F(2/78) = .03, p = .003, Eta= .140), während PER3 rs228642 höhere Werte für die Gruppe AG+GG als AA zeigte (F(1/79) = .01, p = .008, Eta= .085). Die Analyse zeigte zusätzlich einen Trend (p <0.1) der Assoziation von Persönlichkeitsmerkmalen mit den Genotypen der Gene COMT (rs4680), 5-HTR2A (rs6311, rs6313) und PER3 (rs228642).
Conclusio: Die PER3 Polymorphismen rs228682 und rs228642 zeigten einen signifikanten Unterschied für das Persönlichkeitsmerkmal Neurotizismus. Zusätzlich wurden weitere Trends bezüglich Persönlichkeitsunterschieden bei den Genen COMT (rs4680), 5-HTR2A (rs6311, rs6313) und PER3 (rs228642) festgestellt. Es werden definitiv weitere Studien mit einer viel größeren Fallzahl benötigt, um stichhaltige Antworten zu erarbeiten und ein noch größeres Wissen über Pathomechanismen, sowie Persönlichkeitsentwicklung und -varietät von bipolar Erkrankten zu erlangen. |