| Hintergrund. Studien weisen darauf hin, dass Verhaltensweisen wie Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten ursächlich am gehäuften Auftreten von Übergewicht und Adipositas bei Menschen mit bipolar affektiver Erkrankung (BP) beteiligt sind. So sollen sich etwa Personen mit BP weniger ausgewogen und ungesünder ernähren als der Durchschnitt der Bevölkerung; d.h. sie nehmen wenig Obst und Gemüse und viele fett- und zuckerreiche Lebensmittel zu sich. Ziel. Das Ziel der vorliegenden Diplomarbeit war es, Ernährungsgewohnheiten sowie das Phänomen food craving (das starke Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln) bei Personen mit BP näher zu untersuchen und mit jenen von gesunden Kontrollpersonen zu vergleichen. Methoden. In diese Untersuchung wurden 50 PatientInnen einer Spezialambulanz für bipolar affektive Erkrankungen und 50 gesunde Kontrollpersonen eingeschlossen. Bei den StudienteilnehmerInnen wurden soziodemographische und anthropometrische Daten erhoben sowie eine Nüchtern-Blutabnahme durchgeführt. Zusätzlich dokumentierten alle TeilnehmerInnen ihr Ernährungsverhalten über vier Tage lang und füllten einen Fragebogen zum Thema food craving aus. Ergebnisse. Personen mit BP unterschieden sich weder in der angegebenen Kalorienzufuhr noch in der Aufnahme von Makronährstoffen wesentlich von den gesunden Kontrollen, wiesen jedoch ein erheblich ungünstigeres metabolisches Risikoprofil auf. Des Weiteren zeigte sich bei PatientInnen im Vergleich zu Kontrollpersonen keine erhöhte Präferenz für ungesunde Lebensmittel. Das food craving insgesamt sowie das Verlangen nach fettreichen Lebensmitteln waren bei PatientInnen stärker ausgeprägt als bei Kontrollen. Darüber hinaus nahmen PatientInnen, jedoch nicht Kontrollen, die ein stärkeres Verlangen nach Süßem aufwiesen, mehr Süßigkeiten und mehr Saccharose zu sich. Zusammenfassung. Durch den hohen Anteil an Personen, deren Ernährungsprotokolle durch ungenügende Validität auffielen (sogenannte energy-underreporter), sind alle Ergebnisse, die sich auf die Nahrungsaufnahme beziehen, mit Vorsicht zu interpretieren. Die vorliegende Arbeit gibt Hinweise auf die klinische Relevanz des Phänomens food craving bei Personen mit BD. Weitergehende Untersuchungen sollten sich mit der Prävalenz bei Männern und dem Verlangen nach fettreichen Lebensmitteln im Speziellen befassen. |