| Einleitung: Es ist bekannt, dass Übergewicht viele gesundheitliche Nachteile mit sich bringt. Unter anderem führt es zu einer chronischen geringgradigen Entzündung, welche sich auf das Immunsystem auswirkt. In dieser Studie wird untersucht, ob und wie sehr sich Menge und Verteilung des subkutanen Körperfetts auf die B-Zell Immunantwort auswirkt. Außerdem wird ein Zusammenhang mit dem Vorkommen des ACE2 Rezeptors gesucht, welcher im Körperfett verstärkt exprimiert wird und von SARS-CoV-2 verwendet wird um in die Zelle zu gelangen.
Methoden: Die Daten wurden im Rahmen der CoVVac Studie der Medizinischen Universität Graz erhoben, welche sich mit der Antikörperproduktion nach einer Covid-19 Impfung beschäftigte. Dabei wurde eine Kohorte von immunsupprimierten Patient*innen (n= 64) und gesunden Kontrollpersonen (HC-Gruppe, n= 72) in die Untersuchung eingeschlossen. Die Gruppe der immunsupprimierten Patient*innen wurde wiederum in Personen mit primärer Immundefizienz (PID Gruppe, n= 24) und Personen mit sekundärer Immundefizienz (SID-Gruppe, n=40) unterteilt. Die PID-Gruppe schloss Personen mit genetisch bedingten Immundefekten ein, die SID Gruppe Menschen die aufgrund von hämatologischen Malignomen, immunsuppressiven Therapien oder hämatopoetischer Stammzelltransplantation eine B-Zell-depletierende Therapie erhielten. Als Teil der Studie wurden außerdem Ultraschallmessungen des subkutanen Fettgewebes durchgeführt, mithilfe eines Immunoassays die Antikörper bestimmt sowie die ACE2 Levels mit dem Human ACE2 ELISA Kit von ThermoFisher Scientific. Für alle Berechnungen zwischen gebildeten Antikörpern, Alter, Geschlecht, ACE2 Leveln und Körperfettverteilung wurde SPSS verwendet. Hier wurde die Verteilung mit dem Shapiro-Wilk-Test berechnet, Gruppenvergleiche mit dem Mann-Whitney U Test. Für Korrelationen wurde der Spearman-Korrelationskoeffizient bestimmt.
Ergebnisse: Es konnten signifikante Unterschiede in der Menge der gebildeten Antikörper zwischen den Gruppen beobachtet werden. Während in der Gruppe der gesunden Kontrollpersonen alle einen hohen Titer erreichten (Md= 2500 U/ml), war der Median der Roche Anti-RBD sowohl in der PID-Gruppe (Md= 1572 U/ml, p =<0.001), als auch in der SID-Gruppe (Md= 0 U/ml, p =<0.001) im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe signifikant niedriger. Es konnten keine Alters- oder Geschlechterunterschiede bei den gebildeten Antikörpern gefunden werden. In der Gruppe der gesunden Kontrollpersonen gab es eine signifikante Korrelation zwischen Alter und BMI (p=0.032, r=0.254) sowie zwischen Alter und Taillenumfang (p=0.014, r=0.288). Ein signifikanter Unterschied im Körperfett zwischen Männern und Frauen wurde in allen Gruppen gefunden. In der PID-Gruppe gab es eine signifikante Korrelation zwischen den gebildeten Antikörpern und dem Gesamtkörperfett (p=0.004, r=0.433), sowie zwischen gebildeten Antikörpern und dem an der Wade gemessenen subkutanen Fett (p= 0.03, r= 0.462). Bei den ACE 2 Levels konnte kein Zusammenhang mit Alter, Fettverteilung oder Geschlecht festgestellt werden, im Geschlechtervergleich zeigte sich jedoch, dass Männer signifikant mehr ACE2 Rezeptoren aufgewiesen haben als Frauen (p=0.039).
Schlussfolgerung: Personen mit Immundefizienz unterscheiden sich sowohl in der Menge des Körperfetts, als auch in der Menge der gebildeten Antikörper nach einer Impfung. Eine Assoziation zwischen dem Körperfett und der Immunantwort konnte allerdings nur in der Gruppe der Personen mit primärer Immundefizienz gefunden werden. Hier bildeten Menschen mit höherer Fettmasse mehr Antikörper als Menschen mit weniger Körperfett. Für die anderen untersuchten Gruppen wurde eine homogene B-Zellantwort bei unterschiedlicher Alters- und Körperfettverteilung beobachtet, weshalb kein Einfluss der Körperfettmasse in dieser Kohorte angenommen werden kann. |