| Hintergrund: „Irren ist menschlich“. Dieser Leitspruch stellt die Grundlage für den Begriff der Sicherheitskultur dar. Der Terminus Sicherheitskultur wurde durch Vorfälle in Bereichen mit Hochrisiko (Atomenergiegewinnung, Luftfahrt und auch der Medizin) geprägt und beschreibt die Art und Weise der Organisation von Sicherheit am Arbeitsplatz. Projekte wie die 5S Arbeitsplatzgestaltung, sowie Projekte der WHO in Bezug auf Medikationsfehler, korrekte Behandlung der richtigen Körperseite, Kommunikationsfehler bei Patientenübergabe und Aufzeigen von behandlungsbezogenen Infektionen, können die Patientensicherheit fördern. Fehler passieren, wenn Sicherheitslücken in Form von Löchern aufweisen und diese in mehreren Ebenen wie ein Schweizer Käse kongruent sind. Dahingehend verweist die Fehlertheorie des englischen Psychologen James Reason. Um diese Fehler zu vermeiden werden Strategien entwickelt, um Sicherheitslücken zu erkennen und noch vor Eintritt eines Ereignisses schließen zu können. Die WHO entwickelte mit dem High 5S Modell eine Empfehlung bzw. Vorgehensweisen wie dieses Ziel im medizinischen Alltag erreicht werden kann. Sogenannte Standard Operating Procedures bilden im Bereich der Medikamentensicherheit/Medikationsfehler und Eingriffsverwechslungen in der Chirurgie vorgegebene Arbeitsanweisungen zur Vermeidung. Markierung der Eingriffsstelle, Team Time Out und Arbeiten nach der WHO Surgical Checklist sind dabei die Grundpfeiler. Im Rahmen dieser Arbeit wurde der Status quo zum Thema Sicherheitskultur am LKH Univ. Klinikum Graz evaluiert.
Methoden: Im Zuge einer anonymen Onlinebefragung, welche die erste dieser Art in Österreich darstellt, wurden Fragebögen, welche auf dem internationalen HSOPSC Fragebogen basieren, für die Gegebenheiten des LKH Univ. Klinikums adaptiert und zwischen Februar und März 2014 an 6317 Mitarbeiter/innen ausgesendet. Teilnahmeberechtigt waren männliche und weibliche Mitarbeiter zwischen 18 und 65 Jahren. Nach einer Rücklaufzeit von 30 Tagen wurden die Fragebögen elektronisch ausgewertet und statistisch verarbeitet. Dabei wurden die Mittelwerte aus den Antworten im gesamten LKH Univ. Klinikum Graz sowie für einzelne Berufsgruppen erzeugt und miteinander verglichen. Im Anschluss wurden die offenen Antworten im Fragebogen klassifiziert und dargestellt.
Ergebnisse: Von 6317 ausgesendeten Fragebögen wurden n=415 Fragebögen verarbeitet. Das entspricht einer Rücklaufquote von 6,57%. Dabei zeigte sich, dass im Vergleich mit dem gesamten LKH Univ. Klinikum Graz das medizinische Personal eine kritischere Haltung gegenüber der Patientensicherheit hat. Das diplomierte Pflegepersonal stellte mit 49,88% die größte Gruppe dar, Ärzteschaft 16,87%, Verwaltung 10,84% und Gruppe der Pflegehelfer 5,30%. 17,11% waren Teilnehmer einer anderen Berufsgruppe. In der Auswertung der offenen Fragestellungen zeigte sich ein Verbesserungspotential im Bereich der Personalsituation, Kommunikation und Dokumentation (Dokumentationssysteme, Vereinheitlichung, elektronische Dokumentation, Checklisten). Insgesamt konnten von n=415 Fragebögen 151 freie Antworten gezählt werden, von denen 124 als brauchbar klassifiziert werden konnten.
Fazit: Die Rücklaufquote ist mit 6,57% sehr gering. Eine mögliche Erklärung für die geringe Beteiligung ist die Angst der Mitarbeiter vor arbeitsrechtlichen Konsequenzen und Nichtwahrung der Anonymität haben. Dahingehend muss eine Motivation zur Teilnahme für nachfolgende Befragungen erfolgen. Ebenso scheint die Akzeptanz des 09/2013 eingeführten Critical Incident Reporting Systems noch ausbaufähig. Der Input zu Verbesserungen und Erhöhung der Patientensicherheit ist im LKH bereits vorhanden und laufende Projekte können in naher Zukunft ein weiteres Mal evaluiert werden. Dahingehend bildet diese erste Befragung einen Referenzwert, an dem der Effekt der implementierten Projekte gemessen werden kann.
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