| Einleitung: Die Psoriasis ist eine der häufigsten Hauterkrankungen weltweit, die bei mittelschwerem oder schwerem Verlauf die Lebensqualität deutlich einschränkt. Für die Behandlung der Psoriasis stehen topische Therapien, Phototherapie, konventionelle Systemtherapien und Systemtherapie mit Biologika zur Verfügung. Eine hohe Therapieadhärenz und eine gute Verträglichkeit der Therapie sind entscheidende Ziele bei der Behandlung einer Psoriasis. Die Therapieadhärenz systemischer Therapien ist bereits sehr gut untersucht, jedoch existieren diesbezüglich kaum Daten hinsichtlich der Phototherapie, welche als wirkungsvolle, sowie sichere Therapie mit günstigem Nebenwirkungsprofil gilt.
Methoden: Das Ziel dieser Diplomarbeit war es, die Therapieadhärenz von Patient*innen mit Plaque-Psoriasis, welche eine Phototherapie mit Ultraviolett - B (UVB) oder Psoralen plus Ultraviolett-A (PUVA) an der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Universität Graz erhalten haben, zu analysieren. Zusätzlich wurde der Effekt potenzieller Einflussfaktoren auf die Therapieadhärenz untersucht. Dazu zählen folgende Einflussfaktoren: palmarer und/oder plantarer Befall, Kopfhautbeteiligung, Nagelbeteiligung, Beteiligung inverser und/oder genitaler Hautareale, Vorliegen einer Psoriasis-Arthritis und weibliches Geschlecht. Zusätzlich wurde das Alter der Patient*innen bei Therapieeinleitung (Gruppe 1: ≥18–<40 Jahre, Gruppe 2: ≥ 40 – < 60 Jahre, Gruppe 3:≥ 60 Jahre) untersucht, sowie der Zeitpunkt der Therapieeinleitung in folgende Ären definiert: Prä-Biologika Ära (vor 30.04.2004), Ära der ersten Biologika-Generation (30.04.2004 bis 26.03.2009), Ära der zweiten Biologika-Generation (26.03.2009 bis 18.03.2015) und Ära der dritten Generation (ab 18.03.2015). Für diese retrospektive Studie wurden erwachsene Patient*innen aus dem Phototherapieregister gewählt, welche zwischen 01.01.1990 und 31.12.2022 behandelt wurden.
Ergebnisse: Die Therapieadhärenz (kalkuliert als "treatment survival"/Therapieübeleben) lag durchschnittlich nach einem Jahr bei 70% und war in der ersten und zweiten Biologika- Ära signifikant niedriger als in der Prä-Biologika Ära. In der ersten Generation sank diese auf 66% (Hazard Ratio [HR] 1,78, p=0,001). In der zweiten Generation sank sie auf 62% (HR 2,40, p=<0,001). Bei den Faktoren Alter bei Therapiestart und Geschlecht zeigte sich kein signifikanter Unterschied der Therapieadhärenz. Bei einer gemeinsamen Analyse von Geschlecht und Alter bei Therapiestart zeigte sich ein statistisch signifikant niedriges Risiko für einen Therapieabbruch bei Frauen > 60 Jahre (HR 0,49, p = 0,009). Die Analyse hinsichtlich Therapieadhärenz bei Patient*innen mit Arthritis ergab ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für einen Therapieabbruch bei Patient*innen mit begleitender Psoriasis-Arthritis (HR 1,69, p = 0,003). Die Therapieadhärenz nach einem Jahr lag bei 66%. Hinsichtlich einer palmoplantaren Beteiligung zeigte sich ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für einen Abbruch der Phototherapie (HR 1,48, p=0,006). Die einjährige Therapieadhärenz lag bei 55%. Zusätzlich zeigte sich ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für einen Therapieabbruch bei männlichen Patienten mit einer palmaren und/oder plantaren Beteiligung (HR 2,19, p=<0,001). Patient*innen mit Nagelbeteiligung, Kopfhautbeteiligung oder inverser/genitaler Beteiligung hatten keine signifikanten Unterschiede in der Therapieadhärenz.
Conclusio: Die Therapieadhärenz bei der Phototherapie ist im Wesentlichen unabhängig von den Faktoren wie der psoriatischen Krankheitsbeteiligung der Nägel, der Kopfhaut und inverser Körperregionen. Patient*innen (besonders Männer) mit palmarer und/oder plantarer Psoriasis oder begleitender Psoriasis-Arthritis haben allerdings ein deutlich erhöhtes Risiko, dass eine Photoherapie früher beendet wird, während insbesondere Frauen im Alter von > 60 Jahren ein diesbezüglich niedrigeres Risiko haben. |