| Hintergrund Seit der weitläufigen Einführung von Ibrutinib, einem irreversiblen Hemmer der Bruton Tyrosin Kinase welcher im Jahr 2013 für die Therapie von „Non-Hodgkin“ Lymphomen einschließlich der chronisch lymphatischen Leukämie zugelassen wurde, kam eine zunehmende Anzahl von Fallserien und retrospektiven Studien auf, welche von infektiologischen Komplikationen wie invasiven Pilzerkrankungen berichteten, die scheinbar mit der Gabe von Ibrutinib assoziiert waren. Epidemiologische Daten, sowie die genauen Mechanismen wie und wie stark Ibrutinib die Anfälligkeit für invasive Pilzerkrankungen beeinflusst, sind lückenhaft. Wir haben versucht Aufschluss zu geben über die Rolle von Ibrutinib als Risikofaktor für invasive Pilzerkrankungen und die Dynamik von Infektionsgeschehen in Patient*innen die es erhalten.
Methoden Wir haben eine retrospektive Datenanalyse in zwei Krankenhäusern durchgeführt und die elektronischen Fieberkurven von Patient*innen, welche zwischen Oktober 2020 und August 2021 Ibrutinib erhielten, analysiert. Das Vorliegen einer invasiven Pilzerkrankung wurde durch die Durchsicht von Laborergebnissen, bildgebenden Verfahren und mikrobiologischen Befunden anhand der diagnostischen Kriterien der EORTC/MSG aus 2019 nachgewiesen. Die Prävalenz von invasiven Pilzerkrankungen in den untersuchten Patient*innen wurde berechnet.
Ergebnisse Siebenundneunzig Patient*innen mit Non-Hodgkin Lymphomen und Ibrutinib als Therapie wurden rückblickend untersucht. Die chronisch lymphatische Leukämie stellte die am häufigsten vorliegende bösartige hämatologische Erkrankung dar mit 76 Fällen. 48% der Patient*innen erhielten bereits vorangehende Therapien für ihre zugrundeliegenden Erkrankungen. Eine Patientin entwickelte eine wahrscheinliche invasive Pilzerkrankung nach den diagnostischen Kriterien der EORTC/MSG, was eine Prävalenz von 0.97% impliziert. Die Art einer invasiven Pilzerkrankung war eine invasive pulmonale Aspergillose und Aspergillus fumigatus das ursächliches Pathogen. Die Patientin mit invasiver Pilzerkrankung wies gleichzeitig etablierte Risikofaktoren (z.B. Neutropenie, Gabe von Kortikosteroiden) auf und erhielt zusätzlich eine vorangehende Therapie für die Grunderkrankung. Die Patientin ist ca. zweieinhalb Jahre nach der invasiven Pilzerkrankung an einem Coronavirus assoziiertem Lungenversagen verstorben. Konklusion Die Inzidenz von invasiven Pilzerkrankungen in unsere Studie war niedrig, mit nur einem singulären Fall einer invasiven Mykose. Die Patientin bei der eine invasive Pilzerkrankung diagnostiziert wurde wies neben der Therapie mit Ibrutinib zusätzliche Risikofaktoren auf. Demnach sind standardisierte Herangehensweisen notwendig um das Risiko für invasive Pilzerkrankungen bei Patient*innen die Ibrutinib oder andere kleinmolekulare Kinasehemmer erhalten einschätzen und dementsprechend agieren zu können. |