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Bibliografische Informationen
Titel
Ressourceneinsatz in der prähospitalen Notfallmedizin in Österreich – eine retrospektive Studie
Kurzfassung
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Anzahl der Notarzteinsätze hat sich seit den 1980er-Jahren in Graz mehr als vervierfacht. Der Trend zu höheren Einsatzzahlen ist auch im europäischen Umfeld zu beobachten. Die Rate der Fehleinsätze ist hoch und steigend. Diese Entwicklung führt zu sinkender Attraktivität der notärztlichen Tätigkeit, Ressourcenknappheit und finanzieller Mehrbelastung des Gesundheitssystems. Zusätzlich entsteht ein höheres (Unfall-)Risiko gegenüber Personal und der Bevölkerung durch das erhöhte Einsatzaufkommen beziehungsweise rasante Einsatzfahrten im Straßenverkehr. Ziel der vorliegenden Studie ist es, mögliche Gründe für die stetige Zunahme der Notarzteinsatzzahlen und der Fehleinsätze zu untersuchen. Diskutiert werden sowohl das Bevölkerungswachstum als auch die Veränderungen im Gesundheitssystem. Ebenso werden Veränderungen seitens der Rettungsleitstelle sowie die Einsatzindikation anhand des NACA-Scores mit in die Diskussion miteinbezogen. Mit dieser Erkenntnis könnten Möglichkeiten gefunden werden, die Personalbelastung zu senken, Einsatzfahrten zu verringern und der Ressourcenknappheit von Notarzt- und Einsatzmitteln entgegenzuwirken.
Methoden
Zur Untersuchung der steigenden Notarzteinsatzzahlen in Graz wurde eine retrospektive Studie durchgeführt. Das Bevölkerungswachstum der Stadt Graz wurde anhand öffentlicher Register erhoben und anschließend analysiert. Die Einsatzzahlen des Notarztstützpunktes des LKH Univ.-Klinikum Graz wurden anhand des NACA-Scores kategorisiert und im Anschluss ausgewertet. Mittels linearer Regressionsanalyse wurden Korrelationen zwischen dem Bevölkerungswachstum und dem Anstieg der Einsätze in den verschiedenen Kategorien statistisch untersucht. Die Veränderungen des Gesundheitssystems wurden anhand einer Literaturrecherche erhoben und ebenfalls mit den Einsatzzahlen in Kontext gebracht. Inwiefern strukturelle Ursachen seitens der Rettungsleitstelle Auslöser für eine vermehrte Mehrbelastung des Notarztdienstes sein könnten, wurde mit einem Interview des Leiters der Rettungsleitstelle Steiermark evaluiert.
Ziel war es, potenzielle Ursachen für die steigenden Einsatzzahlen und Fehleinsatzraten zu identifizieren.
Ergebnisse
Die Analyse bestätigt einen signifikanten Anstieg der Notarzteinsätze zwischen 2009 und 2023 in Graz um 67,95%. Die Bevölkerung wuchs in diesem Zeitraum lediglich um 15,89%. Dennoch bestätigte eine lineare Regressionsanalyse eine starke Korrelation zwischen diesen zwei Faktoren (r = 0,909; p < 0,05; 95%-KI [0,019; 0,035]). Ein genauerer Blick auf die Entwicklung der Einsatzzahlen zeigt, dass der Anstieg der Bevölkerung alle Einsatzkategorien beeinflusst, am stärksten jedoch die Kategorie der Fehleinsätze (r = 0,879; p < 0,05; 95%-KI [0,004; 0,008]). Eine weitere Regressionsanalyse ergab, dass die steigende Gesamteinsatzzahl sich am stärksten auf den Anstieg der Einsätze der NACA-Gruppe II auswirkt (r = 0,953; p < 0,05; 95%-KI [0,299; 0,449]). Trotz der steigenden Zahl an Einsätzen bleiben die prozentualen Anteile der NACA-Gruppen I und II relativ konstant. Lediglich die Fehleinsatzrate erhöht sich seit 2018 stetig. Die Zahl der Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern beziehungsweise Zahl der Ordinationen in Graz stieg zwischen 2005 bis 2015 um 13,31% beziehungsweise 32,69%.
Schlussfolgerung
Diese retrospektive Studie verdeutlicht eine steigende Anzahl der Notarzteinsätze sowohl mit als auch ohne Notarztindikation sowie die Rate der Fehleinsätze. Das Bevölkerungswachstum allein kann nicht als hinreichende Erklärung für diesen stetigen Anstieg herangezogen werden. Ebenso scheint eine überalterte Bevölkerung nicht ursächlich zu sein. Die Rettungsleitstelle steht vor zunehmenden Herausforderungen hinsichtlich Einsatzsteuerung und Ressourcenverteilung. Der Einsatz von telemedizinischen Notfallmedizinerinnen und -medizinern könnte Abhilfe schaffen und das notärztliche Personal entlasten. Ein weiterer möglicher Ansatz zur Entlastung des Notarztdienstes besteht im Ausbau der Primärversorgungseinheiten in Graz und der gesamten Steiermark. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit gezielter struktureller Anpassungen im Notfallsystem, um die Notarztversorgung nachhaltig zu optimieren und eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung sicherzustellen.
Schlagwörter
Notfallmedizin, NACA-Score, Notarzteinsatzzahlen, Bevölkerungswachstum
Anzahl Seiten
Publikationsjahr
–
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
Autor*in
Autor*in
Natusch, Caroline
Betreuende Einrichtung / Studium
Betreuende Organisation
Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Studium
UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
Betreuer*in (intern)
Rief, Martin; Univ. FA Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med.
Mitbetreuer*in (intern)
Zajic, Paul; Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med. DESA
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