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Bibliografische Informationen
 Funktionelle Effekte von Rotwein und dessen spezifischen Inhaltsstoffen am kardialen Gewebe  
 Funktionelle Effekte von Rotwein-Polyphenolen auf kardiales Gewebe

Hintergrund. Epidemiologische Daten legen nahe, dass moderater Rotweinkonsum mit geringerer kardiovaskulärer Morbidität/Mortalität assoziiert ist [1]. Das „French Paradox“ [2] lenkte die Aufmerksamkeit auf nicht-alkoholische Inhaltsstoffe des Rotweins, v. a. Polyphenole. Während die Risiken übermäßigen Alkoholkonsums gut belegt sind [3], bleibt die Frage nach direkten myokardialen Effekten polyphenolischer Substanzen offen [4–7].

Ziel. Direkte, alkoholunabhängige Effekte ausgewählter Rotwein-Polyphenole (Gallussäure [GA], Kaffeesäure [CA], cis-/trans-Resveratrol) auf Kontraktionskraft und Relaxationskinetik des humanen atrialen Myokards ex vivo zu analysieren; Ethanol diente als Kontrolle.

Methodik. Rechte Vorhofmuskelstreifen aus elektiver Herzchirurgie (n = 14 Spender) wurden im Organbad bei 37 °C, 1 Hz untersucht. Nach Baseline (BL) erfolgte die kumulative Applikation von 10⁻⁶, 10⁻⁵, 10⁻⁴ mol/L; parallele Ethanol-Kontrollen. Endpunkte: Developed Force, Diastolic Force, dF/dtmax, dF/dtmin, RT50, Tau. Statistik: Two-way RM-ANOVA (Geisser–Greenhouse), Dunnett vs. ctrl; zusätzlich within-group vs. BL.



Ergebnisse. Die Effekte waren klar substanz- und dosisabhängig.

Systole: Alle Polyphenole steigerten die Kontraktilität, am ausgeprägtesten CA (z. B. Developed Force bei 10⁻⁴ deutlich über Kontrolle; Größenordnung ~140 % vs ~67 %). GA zeigte bereits bei niedriger Dosis einen Effekt (10⁻⁶), cis erst hochdosiert, und trans wirkte vor allem auf die Kontraktionsrate (dF/dtmax; z. B. 10⁻⁵: ~130 % vs ~87 % Kontrolle). Insgesamt spricht das Muster für eine verbesserte systolische Kinetik unter Polyphenolen.

Zum Beispiel: Developed Force

CA 10⁻⁴: 139.4 % ± 17.6 vs. 67.3 % ± 6.7, p < 0.01

GA 10⁻⁶: 131.2 % ± 10.1 vs. ctrl 96.0 % ± 3.7, p < 0.05



Diastole/Relaxation: Die Diastolic Force blieb unter allen Polyphenolen nahe Baseline (keine Tonuserhöhung). In der Ethanol-Kontrolle zeigte sich hingegen ein dosisabhängiger Abfall (z. B. 10⁻⁵: ~87 % vs 100 % BL). RT50 variierte numerisch, jedoch ohne Signifikanz; Tau verkürzte sich mit steigender Konzentration ohne substanzspezifische Unterschiede. Für die maximale Relaxationsrate (dF/dtmin) ergaben sich selektive lusitrope Effekte, v. a. für CA bei 10⁻⁴ (≈ 122 % vs ≈ 76 % Kontrolle); GA zeigte einen within-group-Anstieg schon bei 10⁻⁶.

Ethanol (ctrl): durchweg depressive Effekte (Kraft und Ratenparameter) mit Signifikanz vs. BL innerhalb der Kontrollreihe; keine positiven Wirkungen.

Schlussfolgerung. Ausgewählte Rotwein-Polyphenole entfalten akute, direkte und teils signifikante Wirkungen am humanen Vorhofmyokard. Die Evidenz ist am stärksten für systolische Verbesserungen (Developed Force, dF/dtmax), mit CA als konsistent stärkstem Kandidaten und GA mit frühem Effekt; diastolische Parameter zeigen selektive (dF/dtmin) bzw. nicht konsistente (RT50, Tau) Veränderungen. Die Befunde unterstützen, dass kardioprotektive Effekte des Rotweins primär polyphenolvermittelt und nicht alkoholgetrieben sind. Die Ergebnisse sind explorativ und begründen weiterführende mechanistische (Ca²⁺-Handling/SERCA, SIRT1-Achse) und klinische Untersuchungen (Dosis-Wirkung, Bioverfügbarkeit, Sicherheit), insbesondere im Kontext HFpEF [9].

 
 Rotewein, kardiales Gewebe  
 
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 Kardiologie
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Farahani, Amir
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Innere Medizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Wallner, Markus; Research Prof. Priv.-Doz. Dr.med. Dr.scient.med.
  von Lewinski, Dirk; Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr.med.