| Die westliche Ernährung enthält einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren und ist sehr energiedicht, was zu übermäßigem Essen und der Entwicklung von ernährungsbedingter Fettleibigkeit führt. Es gibt immer mehr Belege dafür, dass Fettleibigkeit bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen wie schweren Depressionen eine Rolle spielt. Zu den Veränderungen im Körper, die bei der Entwicklung von depressiven Verstimmungen aufgrund von ernährungsbedingter Fettleibigkeit eine Rolle spielen, gehören die Dysregulation der Hypothalamus- Hypophysen-Nebennieren-Achse, die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen, sowie eine Leptin- und Insulinresistenz. Darüber hinaus zeigen sowohl Patienten mit leichter depressiver Störung als auch Mausmodelle nach fettreicher Ernährung eine geringere Expression von Neuropeptid Y (NPY), einem Peptid mit antidepressiven, anxiolytischen und orexigenen (appetitanregenden) Eigenschaften. Ziel dieser Studie war es daher, die Wirkung von intranasalem NPY auf durch fettreiche Ernährung induzierte Anhedonie und sein Potenzial als einen neuen therapeutischen Ansatz zu untersuchen. In dieser Studie fütterten wir 48 männliche Mäuse über einen Zeitraum von 8 Wochen mit einer fettreichen Nahrung mit 48 kJ% Fett oder einer Kontrolldiät mit 12 kJ% Fett. Die Mäuse wurden zu zweit in Käfigen unter Standard-Laborbedingungen untergebracht. Anschließend wurden die Mäuse in Einzelkäfigen untergebracht, um den Saccharose-Präferenz-Test zur Beurteilung einer Anhedonie durchzuführen. An Tag 2 und Tag 4 des Saccharose-Präferenz-Test wurde entweder NPY oder steriles destilliertes Wasser in einer Dosis von 100 μg intranasal verabreicht. 3 Stunden nach der zweiten NPY-Applikation wurden Gehirn- und Blutplasmaproben entnommen. Die Gehirne wurden mikrodissektiert, um anschließend den Hypothalamus auf verschiedene relevante Marker zu analysieren. Das gleiche Experiment wurde mit Y2-Rezeptor-Knock-out-Mäusen wiederholt. Fettreiche Nahrung verringerte die NPY-Genexpression und die Proteinmenge im Hypothalamus. Intranasales NPY reduzierte die Saccharose-Präferenz in der Gruppe mit fettreicher Nahrung 3 Stunden nach der Applikation, was auf eine Anhedonie hinweisen könnte. Dieser Effekt ging mit einer geringeren Nahrungsaufnahme, einem größeren Gewichtsverlust und erhöhten Corticosteronwerten im Plasma einher. Die Saccharose-Präferenz, die Nahrungsaufnahme und das Körpergewicht blieben in dem Experiment mit Y2-Knock-out-Mäusen unverändert. Unsere Ergebnisse stehen im Widerspruch zum derzeitigen Wissen über NPY als appetitanregendes und antidepressives Peptid. Die Tatsache, dass NPY die Nahrungsaufnahme hemmte und Anhedonie im Saccharose-Präferenz-Test auslöste, könnte auf die sedierende Wirkung von NPY zurückzuführen sein, die bei höheren Dosen auftritt. Eine andere mögliche Erklärung könnte eine Desensibilisierung gegenüber NPY durch fettreiche Nahrung sein. Da in der Y2-Knock-out-Gruppe kein Effekt beobachtet wurde, könnte der Y2-Rezeptor auch eine Rolle bei unseren Beobachtungen spielen. |