| Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass entzündliche Prozesse an der Entstehung neuropsychiatrischer Störungen beteiligt sein könnten. Obwohl die zugrundeliegenden Mechanismen noch nicht vollständig verstanden sind, haben frühere Arbeiten gezeigt, dass eine periphere Immunstimulation sowohl durch virale als auch bakterielle Faktoren neuroinflammatorische Prozesse auslöst. Dieser Effekt ist nicht nur gekennzeichnet durch eine erhöhte Expression von Zytokinen im Gehirn der Maus und Verhaltenszeichen von Krankheit, sondern auch depressionsartiges Verhalten zu einem Zeitpunkt, an dem die Akutsymptomatik schon abgeklungen ist. In diesem Zusammenhang wird den Mikrogliazellen eine entscheidende Rolle zugeschrieben. Sie sind eine spezialisierte Population von Makrophagen, die unter anderem geschädigte Zellfragmente phagozytieren, um die Homöostase des zentralen Nervensystems aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus wird angenommen, dass das Neuropeptid Y (NPY), ein in hohen Konzentrationen vorkommendes Neuropeptid im ZNS, dem negativen Einfluss der Immunstimulation auf Stimmung und Stressresistenz entgegenwirkt. Diese homöostatische Rolle des NPY könnte sich aus seiner Fähigkeit ergeben, die Aktivierung von Mikrogliazellen zu beeinflussen, die durch die Immunaktivierung induziert wird. Ziel dieser Diplomarbeit war es, die durch bakterielle und virale periphere Immunstimulation hervorgerufene Aktivierung hypothalamischer Mikrogliazellen und die mögliche Wirkung von intranasal appliziertem NPY zu zwei Zeitpunkten zu charakterisieren. Mäuse wurden intranasal mit Wasser oder NPY infundiert und 30 Minuten danach intraperitoneal entweder mit der bakterielle Zellwandkomponente Lipopolysaccharid (LPS) oder dem viralen Agonisten Poly(I:C) injiziert. Daraufhin wurden nach 3h und 21h Gehirne entnommen um die Mikrogliaaktivierung zu analysieren. Dazu wurden die hypothalamischen Bereiche des Gehirns mikrodissektiert und die RNA extrahiert. Mittels qPCR wurde die Genexpression der mikroglialen Marker Iba1 und der Polarisationsmarker CD86 (M1) und CD206 (M2) ausgewertet. Interessanterweise zeigte sich in den statistischen Analysen 3h nach kombinierter Injektion mit NPY + Poly(I:C) die stärkste Hochregulation aller drei untersuchten Marker Iba1 (p=0.0056), CD206 (p=0.0033) und CD86 (p=0.0019). Poly(I:C) und LPS führten ebenfalls zu einer Hochregulation sowohl des eher pro-inflammatorischen Markers CD86 (p=0.0504 bzw. p= 0.0104) und des eher anti- inflammatorischen CD206 (p=0.455 bzw. p=0.0282). Zum Zeitpunkt 21h nach Applikation zeigte sich einzig CD206 in den Behandlungsgruppen Wasser + Poly(I:C) und NPY + Poly(I:C) noch hochreguliert. Diese Ergebnisse unterstreichen frühere Befunde, die eine starke Stimulation der Mikrogliazellen nach einer peripheren Immunstimulation zeigen. Zusammenfassend und entgegen unserer Arbeitshypothese kann die intranasale Vorbehandlung mit NPY die hypothalamische Expression der mikroglialen Marker Iba1, CD206 und CD86, nach peripherer Gabe von LPS oder Poly(I:C) nicht reduzieren. |