| Hintergrund Die kortikale Demyelinisierung ist ein bedeutendes Merkmal der Multiplen Sklerose (MS), insbesondere im späten progredienten Stadium. Dabei wird angenommen, dass sie eine der Hauptursachen für die diffuse kognitive Beeinträchtigung ist. In klinischen Studien hat sich die Therapie mit anti-CD20 Antikörpern sowohl in der schubhaften als auch in der frühen progressiven Phase der MS als wirksam erwiesen. Ob diese Therapie die Ausbildung von kortikaler Pathologie verhindern kann, ist jedoch noch nicht bekannt.
Ziele Wir entwickelten kürzlich ein neues Rattenmodell (Üçal et al, 2017), das für die Erforschung der kortikalen Demyelinisierung und der damit verbundenen zellulären Merkmale der progressiven MS geeignet ist. Ziel dieser Studie war es, die Wirkung der anti-CD20 Therapie auf die Entwicklung kortikaler Läsionen in unserem neuen Rattenmodell zu untersuchen und somit das Verständnis für die Wirkungsweise von B-Zellen zu verbessern.
Methoden Den Ratten wurde ein Katheter in die Großhirnrinde implantiert und nach erfolgter Immunisierung mit Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG) wurden, um eine kortikale Entmarkung zu induzieren, proinflammatorische Zytokine injiziert. Wir erstellten zwei Versuchsgruppen, in denen die anti-CD20 Therapie entweder nach oder vor der MOG-Immunisierung verabreicht wurde. Die Tiere wurden zum Zeitpunkt der am meisten zu erwartenden kortikalen Demyelinisierung getötet und das Gehirngewebe histologisch aufgearbeitet.
Ergebnisse Die histologische Analyse der verschiedenen zellulären Marker ergab eine signifikante Reduktion der kortikalen Demyelinisierung, der Mikroglia-Aktivierung, der apoptotischen Zellen, der Astrozytenreaktivität und des neuronalen Verlusts bei mit anti-CD20 Antikörpern behandelten Tieren verglichen mit Tieren, die mit einem unspezifischen Kontrollantikörper behandelt wurden. Beide Versuchsgruppen zeigten die gleiche Wirksamkeit. Es gab einen signifikanten Unterschied zwischen der gesunden Kontrollgruppe (HC) und der Kontrollantikörpergruppe, nicht jedoch zwischen der HC und der anti-CD20 Antikörpergruppe, was auf eine Ähnlichkeit der mit anti-CD20 behandelten Tiere mit den gesunden Tieren hinweist.
Schlussfolgerungen Unsere Ergebnisse deuten auf einen positiven Effekt der anti-CD20 Therapie auf die strukturelle Erhaltung der Großhirnrinde hin. Diese vielversprechenden Resultate ebnen den Weg für weitere Forschung zum gewebsschädigenden Mechanismus in der Spätphase der MS und könnten dazu beitragen, die therapeutischen Optionen für progressive MS-PatientInnen zu verbessern oder sogar das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. |