| Zusammenfassung Einleitung Die Rhinoliquorrhoe ist ein klinischer Zustand, bei dem der Liquor über eine pathologische Verbindung von der Schädelhöhle im Bereich der vorderen oder mittleren Schädelgrube in die Nase austritt. Vom ätiologischen Standpunkt unterschiedet man traumatische und nicht traumatische Liquorfisteln. Eine der gefährlichsten damit verbundenen Komplikationen ist die bakterielle Meningitis, daher ist eine sichere und schnelle Diagnosestellung essentiell. Für diesen Zweck kommen radiologische und laborchemische Methoden zum Einsatz. Die Diagnostik kann sich jedoch herausfordernd gestalten, da die Größe des Lecks eine potentielle Einschränkung in der radiologischen Bildgebung darstellt. Dementsprechend kann bei Verdacht auf Liquorrhoe eine Analyse des Nasenausflusses auf liquorspezifische Komponenten in Erwägung gezogen werden. Unter allen gehirnspezifischen Komponenten, die im Liquor zu finden sind, ist das ß Trace Protein (BTP) von besonderem Interesse. Es ist ein Protein mit einer auffallend hohen intrathekalen Fraktion sowie CSF/Serum-Ratio. Außerdem zeigt es eine relativ hohe Konzentration im Liquor. Die empfohlenen cut-off Werte in der Analyse des Nasenausflusses variieren in der Literatur jedoch derzeit zwischen 0.244 und 6 mg/l. Das Hauptziel dieser Diplomarbeit ist, die diagnostische Genauigkeit bei der Bestimmung eines Liquorlecks zu verbessern, sowie die existierenden BTP cut-off Werte neu zu evaluieren. Das zweite Ziel war die retrospektive Berechnung von Sensitivität und Spezifizität mittels NPV und PPV. Methoden Die BTP Konzentrationen in V-CSF (Ventrikelliquor) und L-CSF (lumbal gewonnener Liquor), (n = 24 für jede Gruppe), und im Nasenausfluss von gesunden Freiwilligen (n = 17) wurden unter Beimischung von schrittweise verdünnter (rein, 2-, 3- und 4-Fach) V- oder L-CSF mittels Nephelometrie gemessen. Um BTP als passende Methode zu evaluieren, wurden die BTP Konzentrationen im Serum (n = 17), im Nasenausfluss für die Bestimmung der BTP-Konzentrationen der gesunden Stichproben (n = 188) und der Nasenausfluss von operativ untersuchten Patienten (n = 75) statistisch analysiert. Da der Kolmogorov-Smirnov Test in einigen Gruppen keine Normalverteilung zeigte, wurde die statistische Evaluierung mithilfe nicht parametrischer Tests durchgeführt. Für die Bestimmung der Signifikanz zwischen den Gruppen wurden der Kruskal-Wallis und der Mann-Whitney-U-Test verwendet; für die Untersuchung der Korrelationen wurde der Korrelationskoeffizient nach Spearman berechnet. Der BTP cut-off Wert im Nasenausfluss wurde via ROC Kurve bestimmt. Sensitivität, Spezifizität sowie positive und negative prädiktive Werte wurden mittels Kreuztabelle kalkuliert. Ergebnisse Es wurde sowohl ein signifikanter Unterschied (p < 0,001) zwischen den Mittelwerten der BTP-Konzentrationen von V-CSF (10,94 mg/l) und L-CSF (25,69 mg/l), als auch zwischen den BTP-Konzentrationen von Serum (0,52 mg/l) und Nasenausfluss (0,29 mg/l) detektiert. Mittels Korrelationskoeffizient nach Spearman konnte eine inverse Korrelation (p < 0,001) zwischen den verdünnten Proben festgestellt werden. Die ROC Kurve (Figure 17) zeigte eine AUC von 0.765 mit einer Signifikanz von p < 0,001. Zusätzlich konnten eine Sensitivität von 100% mit dem PPV von 75,7% und eine Spezifizität von 22,7% mit dem NPV von 100% beschrieben werden (p < 0,001). Konklusion Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen den aktuellen cut-off Wert von 1,3 mg/l. Zusammenfassend scheint das BTP ein verlässlicher Marker zur Detektion einer auch geringen Rhinoliquorrhoe zu sein. Dieser bedarf jedoch weiterer Evaluierung unter Berücksichtigung potentieller Limitationen. Bestimmte patientInnenbezogene Faktoren, wie beispielsweise eine bakterielle Meningitis, Niereninsuffizienz oder multiple Schädelverletzungen können zu einer Veränderung der BTP-Werte in der jeweiligen Probe führen. Die Beurteilung muss daher immer auch im klinischen Kontext gesehen werden. |