| Einleitung: Neu entdecktes Vorhofflimmern ist eine häufige Ursache für initial ätiologisch unklare (=kryptogene) Schlaganfälle; die Identifizierung kann jedoch schwierig sein. Leicht zugängliche Blutbiomarker für Herzerkrankungen wie das N-Terminale Pro-B-Typ Natriuretische Peptid (NT-proBNP) könnten als Prädiktor für zugrundeliegendes Vorhofflimmern dienen, wobei Unklarheit hinsichtlich der Assoziationsstärke und möglicher Cut-offs zur Identifizierung von Hochrisikopatient*innen herrscht. Diese Arbeit soll daher die Wertigkeit von speziellen Blutbiomarkern zur Prädiktion von Vorhofflimmern bei kryptogenen Schlaganfallpatient*innen beurteilen.
Methoden: In die Analyse wurden all jene Patient*innen eingeschlossen, die im Zeitraum von 2017 bis 2019 an der Stroke Unit des LKH-Universitätsklinikum Graz auf Grund eines ischämischen Schlaganfalls behandelt wurden. Klinische und laborchemische Daten zu Baseline wurden prospektiv gesammelt. Die Analyse der Blutbiomarker erfolgte innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme. Im Rahmen des Follow-ups, das retrospektiv über das Krankenhausinformationssystem erfolgte, wurden vaskuläre Ereignisse, neu detektiertes Vorhofflimmern und die Mortalität ermittelt. Das statistische Signifikanzniveau wurde mit ɑ = 0,05 gewählt.
Resultate: Von 255 kryptogenen Schlaganfallpatient*innen (mittleres Alter: 66,9; 44 % weiblich) wurde bei 46 Patient*innen (18 %) Vorhofflimmern im Nachbeobachtungs-zeitraum diagnostiziert (medianer Intervall bis zur Detektion: 31 Tage). In der multivariablen Analyse zeigte NT-proBNP unter diversen Blutbiomarkern die höchste Odds Ratio (OR) für das Auftreten von Vorhofflimmern beim initial kryptogenen Schlaganfall (OR = 2,3; 95 % Konfidenzintervall = 1,4 - 3,8; p = 0,002). Der optimale NT-proBNP Cut-off lag bei 482 pg/ml und wies eine Sensitivität von 80 % und eine Spezifität von 67 % auf (Negativer Prädiktivwert: 90 %).
Conclusio: Diese Arbeit unterstützt die Wertigkeit von NT-proBNP für die Prädiktion von Vorhofflimmern bei initial ätiologisch unklarem ischämischem Schlaganfall. Während Patient*innen mit einem NT-proBNP Wert von > 482 pg/ml eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein zugrunde liegendes Vorhofflimmern aufweisen, sollte bei Patient*innen mit niedrigen NT-proBNP-Werten eine nochmalige Reevaluierung hinsichtlich alternativer Schlaganfallätiologien erfolgen.
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