Loading
Medizinische Universität Graz   Hilfe

Meine Abschlussarbeiten - Publikationen

Diplomarbeit - Detailansicht

Wichtigste Meldungen anzeigenMeldungsfenster schließen
Bibliografische Informationen
 Schluckstörungen bei rezenten kleinen subkortikalen Hirninfarkten  
 Einleitung: Während Schluckstörungen nach Schlaganfällen allgemein ein bekanntes Symptom darstellen, wurde das Auftreten von Schluckstörungen speziell bei rezenten kleinen subkortikalen Infarkten (RSSI, vormals oft als lakunäre Infarkte bezeichnet) bislang nur wenig untersucht. Die vorliegende Arbeit setzte sich das Ziel, die Häufigkeit dieser Assoziation und mögliche Zusammenhänge von Schluckstörungen nach RSSI mit demographischen und klinischen Daten sowie der Lokalisation der Infarkte in der Magnetresonanztomographie (MRT) zu untersuchen.

Methoden: Über eine Datenbankabfrage und die Beurteilung verfügbarer Untersuchungen mittels Magnetresonanztomografie (MRT) identifizierten wir alle PatientInnen, welche zwischen 01.01.2008 und 05.02.2013 an der Universitätsklinik für Neurologie Graz aufgrund eines RSSI behandelt worden waren. Bei diesen wurde anhand der neurologischen und logopädischen Aufzeichnungen das Vorliegen und die Schwere einer Schluckstörung retrospektiv mithilfe des Gugging Swallowing Screens (GUSS) eingeschätzt. Aus der Krankenakte wurde die Schwere des Schlaganfalls entsprechend der National Institutes of Health Stroke Scale (NIHSS) erhoben. Demografische Daten und das Vorliegen vaskulärer Risikofaktoren wurden anhand vordefinierter Kriterien systematisch exzerpiert. Die anatomische Lokalisation der Infarkte wurde mittels MRT ermittelt.

Ergebnisse: Insgesamt entsprachen 337 PatientInnen den Einschlussbedingungen für diese Untersuchung. Ihr Altersdurchschnitt lag bei 67,7 Jahren (Standardabweichung: 11,9 Jahre). 219 (65 %) waren männlich, 118 (35 %) weiblich. Der Schlaganfall war bei 108 PatientInnen (32,1 %) in den Basalganglien lokalisiert, bei 91 (27 %) im Mesencephalon oder Pons, bei 75 (22,3 %) im Thalamus und bei 63 (18,7 %) im Centrum semiovale.
Bei 88 PatientInnen (25,2 %) wurde eine Schluckstörung festgestellt. 47 (14 %) hatten eine geringgradige Schluckstörung (GUSS-Score 15-19), weitere 27 (8 %) wiesen eine mittelschwere Schluckstörung auf (GUSS 10-14), 11 (3,3 %) hatten eine hochgradige Schluckstörung (GUSS 0-9).
Die Häufigkeit von Schluckstörungen nahm signifikant mit der allgemeinen Schwere des Schlaganfalls zu. (NIHSS 1-4: OR 0,38, CI 0,23-0,65, p<0,001; NIHSS 5-9: OR 2,44, CI 1,33-4,46, p=0,004; NIHSS ≥ 10: OR 20,38, CI 4,46-93,15, p<0,001). Bis auf ein statistisch signifikant reduziertes Auftreten von Schluckstörungen in der Altersgruppe der unter 50-Jährigen (OR 0,11, CI 0,01-0,81, p=0,03) wiesen die demographischen Faktoren Alter und Geschlecht keine Signifikanzen auf.
Es zeigte sich ein statistisch signifikanter positiver Zusammenhang von Schluckstörungen nach Infarkten in der pontomesencephalen Region (OR 1,71, CI 1,01-2,90, p=0,048). Im Gegensatz zeigte sich ein Trend für eine geringere Häufigkeit von Schluckstörungen nach Infarkten im Centrum semiovale, welcher allerdings statistisch nicht signifikant war (OR 0,57, CI 0,28-1,15, p=0,119).

Diskussion: Schluckstörungen treten auch bei kleinen subkortikalen Infarkten in etwa einem Viertel der Fälle auf, eine klinisch-diagnostische Schluckprüfung sollte daher bei jedem Auftreten von RSSI erfolgen. Eine besondere Risikogruppe unter PatientInnen mit RSSI stellen jene mit Infarkten im Hirnstamm und NIHSS ≥ 5 dar. Bei diesen sollte deshalb besonders stark auf mögliche Schluckstörungen geachtet werden, um logopädische Exploration und Therapie möglichst rasch einzuleiten.

 
 Neurologie; Schlaganfall; Hirninfarkt; lakunärer Schlaganfall; lakunärer Infarkt; subkortikaler Infarkt; rezenter kleiner subkortikaler Infarkt; Schluckstörung; Dysphagie  
 
 2015  
   Volltext downloaden
 Neurologie
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Fandler, Simon
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Neurologie
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Gattringer, Thomas; Dr.med.univ.
  Fazekas, Franz; Univ.-Prof. Dr.med.univ.