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Bibliografische Informationen
 Outcome von Plexusrekonstruktionen bei über 40-Jährigen: Eine Follow-up-Studie  
 Hintergrund und Fragestellung:

Verletzungen des Plexus brachialis können im Rahmen von Verkehrsunfällen, Forstunfällen oder auch als Komplikation bei Geburten entstehen. Die Wahl der Therapie, die Prognose und der Outcome bei Plexusverletzungen – insbesondere in Bezug auf die Funktionalität und Einsetzbarkeit der Extremität im Alltag – hängen von mehreren Faktoren ab. Zu diesen zählen: Die genaue Lokalisation der Nervenläsion im Plexus brachialis (Spinalwurzel, Trunci, Divisionen, Faszikel oder terminale Äste), die beeinträchtigte Funktion (Schulterfunktion, Ellbogenbeugung, motorische oder sensible Ausfälle an Unterarm und Hand), die Form der Nervenverletzung (Dehnung, Abriss, Ausriss beziehungsweise Neurapraxie, Axonotmesis und Neurotmesis), der Unfallhergang (Kompression, Dehnung, Lazeration des Nerven) und das Rekonstruktionsverfahren (Neurolyse, direkte Nervenend-Adaptation, intra-/extraplexale Nerventransfers).

Bis heute gibt es hauptsächlich Erkenntnisse und Literatur zum Outcome nach operativer Rekonstruktion von Plexus-brachialis-Verletzungen bei unter 40-jährigen, jedoch nur wenige Erkenntnisse bei über 40-jährigen Patient/innen. In dieser Diplomarbeit soll der rekonstruktive Outcome bei Patient/innen im Alter über 40 Jahren mit Plexusverletzungen erhoben werden.



Patient/innen und Methoden:

Es wurden Daten von 12 Patient/innen, die zwischen Januar 2018 und Juli 2022 mit Plexus-rekonstruktiven Operationen am LKH Graz behandelt wurden, ausgewertet und pseudonymisiert in eine eigens dafür erstellte Datenbank eingetragen. Neun der 12 Patient/innen konnten in eine Follow-up Untersuchung inkludiert werden. Erhoben wurden dabei Schmerz nach numerischer Skala von 0-10 in Ruhe und unter Belastung, die MRC-Kraftgrade der Kennmuskelgruppen, physischer und mentaler SF-12-Score, quickDASH-Score für die Extremitätenfunktion im Alltag sowie der Mallet-Score zur Objektivierung der Schulterfunktion.



Ergebnisse:

Bei 8/9 Patient/innen waren die Schmerzwerte in Ruhe und bei 6/9 Patient/ innen bei Belastung unter 5/10. 78 Prozent der Patient/innen zeigten einen schlechten quickDASH-Score über 50 und die Mehrheit der Patient/innen zeigte eine ebenfalls niedrige Funktionalität im physischen und mentalen SF-12-Score im Vergleich mit drei deutschen und steirischen Normstichproben. Präoperativ waren die häufigsten MRC-Werte der Kennmuskeln M0 bei M. deltoideus (C5), M. biceps (C6) und M. triceps (C7) und Werte unter M5 in 75 Prozent für die Mm. interossei (C8) und M. abductor digiti mi-nimi (Th1). Beim Follow-up zeigte sich ein Median von M3 für M. biceps, Mm. interossei und M. abductor digiti minimi, ein Median von M5 und somit normale Muskelkraft für M. triceps und ein Median von M4 für M. deltoideus mit jeweils einem Minimum von M0 und einem Maximum von M5. Die Evaluierung der Modalwerte ergab M5 für 3/5 Muskeln (M. deltoideus, M. triceps, M. abductor digiti minimi) und M3 für 2/3 Muskeln (M. biceps, Mm. interossei). Die Gegenüberstellung individueller Werte vor und nach der OP konnte aufgrund fehlender präoperativer Daten nur für 8/9 Patient/innen erfolgen. Sie zeigte postoperativ eine deutliche Muskelkraft-Erhöhung in 6/8 Patient/innen. Nur 1/8 Patient/innen zeigte keine postoperative Veränderung der Kraftgrade. Dies zeigte einen sehr guten Outcome in der Mehrzahl der Patient/innen, bezogen auf die MRC-Kraftgrade. Für das Mallet-grading ergab sich ein schlechter Outcome der Schulter- und Arm-Funktion, wobei die meisten Patient/ innen einen niedrigen Wert von II oder I aufwiesen.



Konklusion:

Schmerzen und Muskelkraft konnten durch die Plexusrekonstruktion in dieser Patient/innenkohorte merklich gebessert werden. Der quickDASH- und Mallet-Score stuften die Extremitätenfunktion dennoch als mangelhaft ein und der SF-12-Score zeigte eine deutlich verminderte gesundheitsbezogene Lebensqualität. Dabei muss berücksichtigt werden, dass viele Patient/innen vor der Operation überhaupt keine Funktion der betroffenen Muskelpartien zeigten, wobei retrospektiv, außer die MRC-Kraftgrade, keine Vergleichswerte für den Zustand vor der Operation erhoben werden konnten, um hier die Befund- dynamik zu erheben.

 
   
 
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Kerbl, Severine
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Chirurgie
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Smolle, Christian; Univ. FA Dr.med.univ.
  Girsch, Werner; Univ.-Doz. Dr.