| Einleitung: Die Metallionenkonzentration von Kobalt und Chrom, welche als indirekter Parameter für das Abriebverhalten von orthopädischen Implantaten gilt, ist derzeit ein kritisch diskutiertes Thema, da etwaige Spätfolgen einer Langzeitexposition nicht abschätzbar sind. Das Ziel der aktuellen Studie war es, die unterschiedlichen Konzentrationen von Kobalt, Chrom und Molybdän bei Patienten nach Rekonstruktion des Kniegelenks mittels achsgeführter Tumorendoprothese (fixed-hinge) zu bestimmen. Die gemessenen Konzentrationen wurden mit den Kobalt und Chrom- Werten von Patienten verglichen, die mit einem anderen achsgeführten Knietotalendoprothesensystem (rotating-hinge) versorgt worden sind. Material & Methoden: Howmedica Modular Resektion System (HMRS): Im Zeitraum zwischen 1998 und 2006 wurden 19 pädiatrische Patienten nach erfolgter weiter Resektion eines primär malignen Knochentumors im Bereich des distalen Femurs oder der proximale Tibia mit einer HMRS Tumorendoprothese versorgt. Aus dieser Patientengruppe standen 11 Patienten zur Bestimmung der Serum-Metallionenkonzentrationen zur Verfügung. Limb Preservation System (LPS) und S-ROM Noiles: 55 Patienten wurden mit dem modularen Tumorendoprothesensystem LPS oder dem Revisionsendoprothesensystem S-ROM Noiles nach Tumorresektionen oder Wechseloperationen am Kniegelenk im Zeitraum von 2003 bis 2008 behandelt. Aus dieser Patientengruppe konnte 25 Patienten Blut zur Metallionenkonzentrationsbestimmung abgenommen werden. (LPS: n=17; S-ROM Noiles: n =8). Metallionen-Bestimmung im Serum: Das Blut wurde von allen Studienteilnehmern über ein vakuum-assistiertes System (VACUETTE) in 9 ml no-additive Röhrchen abgefüllt. Bei keinem der Patienten eine eingeschränkte Nierenfunktion festgestellt werden. Die Konzentrationen von Co, Cr und Mo wurden mittels elektrothermaler Atomabsorptionsspektrometrie mit Graphitrohr Technik (ET ASS) bestimmt. Ergebnisse: Die Bestimmung der Metallionen-Konzentrationen im Serum von Patienten nach erfolgter Kniegelenksrekonstruktion mittels achsgeführter, fixed hinge, Tumorendoprothese ergab eine durchschnittliche Konzentration für Co von 0.47 μg/dl (Bereich: 0.04-1.28 μg/dl), für Cr von 0.401 μg/dl (Bereich: 0.148-0.891 μg/dl), und für Mo von 0.06 μg/dl (Bereich: 0.01-0.09 μg/dl). Das mittlere postoperative Follow-up betrug 108 Monate (Bereich: 67 bis 163 Monate). Die Werte für Co und Cr waren zehnfach bzw. zweifach erhöht im Vergleich zu den oberen Referenzwerten des bestimmenden Labors. Patienten, die mit einer LPS Megaendoprothese behandelt wurden, zeigten ebenfalls fünfzehnfach bzw. zweifach erhöhte Co und Cr Konzentrationen nach einem durchschnittlichen Follow-up von 34 Monaten (Bereich: 9 bis 67 Monate), während die Konzentrationen in der S-ROM Noiles Gruppe im Normbereich waren. Die Unterschiede der Co und Cr Konzentrationen zwischen den Implantatgruppen waren statistisch signifikant (Co: p= 0.010, Cr: p <0.001). Diskussion: Die Bestimmung der verschiedenen Metallionen-Konzentrationen nach tumorendoprothetischer Versorgung mit einer fixed hinge Scharniergelenksprothese zeigte eine signifikante Erhöhung der Co und Cr Werte im Serum. Dieselben Ergebnisse konnten auch in der rotating-hinge Megaprothesengruppe festgestellt werden, jedoch nicht nach Verwendung des Revisionsmodells. Bezugnehmend auf die aktuellsten AAOS und EFORT Richtlinien für Hüfttotalendoprothesen mit Metall-Metall Gleitpaarung, empfehlen wir engmaschige und regelmäßige Nachkontrolle aller orthopädischen Prothesensysteme mit einer Metall-Metall-Gleitpaarung oder Metall-Polyethylen Gleitpaarung. Wenngleich in der aktuellen Studie keine Komplikationen durch erhöhten Metallabrieb nach Kniegelenksersatz mit Tumor- oder Revisionsendoprothesen beobachtet werden konnten, sollte im Falle einer massiven Erhöhung der Metallionenkonzentrationen eine Revisionsoperation mit Änderung des Gleitmechanismus in Erwägung gezogen werden. |