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Diplomarbeit - Detailansicht

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Bibliografische Informationen
 Lebensqualität und kognitives Outcome nach Thrombektomie beim ischämischen Schlaganfall  
 Einleitung:

Der Schlaganfall ist weltweit die führende Ursache dauerhafter Behinderungen im Erwachsenenalter. Mithilfe der mechanischen Thrombektomie kann im Sinne einer endovaskulären Schlaganfalltherapie eine Rekanalisationsrate von rund 90 % beim akuten intrakraniellen Großgefäßverschluss erreicht werden, was einen beachtlichen therapeutischen Fortschritt bedeutet. Der klinische Outcome wird überwiegend mittels „modified Rankin Scale“ (mRS) bewertet. Zusätzlich zu diesem klinischen Beeinträchtigungsgrad soll in dieser Arbeit ein besonderes Augenmerk auf die Lebensqualität und das kognitive Outcome nach Thrombektomie bei Patient*innen mit schwerem Schlaganfall gelegt werden.

Material und Methoden:

Im Rahmen der Diplomarbeit werden Daten einer bestehenden prospektiven Studienkohorte von Patient*innen mit Großgefäßverschlüssen intrakranieller Arterien der vorderen zerebralen Zirkulation (Carotisstromgebiet) analysiert. Klinische und neuropsychologische Outcome-Parameter wurden zu zwei Follow-Up-Zeitpunkten erhoben: einmal zum Drei-Monats-Follow-Up im Rahmen der ambulanten Schlaganfallnachsorge (N=179) und einmal telefonisch im Mittel 4,2 Jahre (SD:0,75; IQR=1,1) nach dem Indexevent (Langzeit-Follow-Up) (N=79). Zum Langzeit-Follow-Up wurden Re-Events, Rehabilitationsmöglichkeiten, subjektive kognitive Beeinträchtigung, Lebensqualität (mittels European Quality of Life 5 Dimensions Scale; EQ-5D) sowie Angst und Depression (mittels Hospital Anxiety and Depression Scale, HADS) erhoben. Die erhobenen Daten wurden anschließend deskriptiv und mittels explorativer statistischer Verfahren mit der Statistiksoftware SPSS (Version „IBM SPSS Statistics 29“) ausgewertet.

Ergebnisse:

Drei Monate nach dem Schlaganfall schätzten 18 von 119 (=15,1 %) ihren Gesundheitszustand als gut bis sehr gut ein, 56,3 % (N=67) als mittelmäßig und 28,6 % als schlecht. Die Patientinnen gaben in allen Domänen des EQ-5D Einschränkungen an. Ein höherer mRS-Wert nach drei Monaten korrelierte hoch mit schlechterer Lebensqualität (r=–.742; p<.001). Gleichzeitig korrelierte ein höherer Barthel-Index nach drei Monaten mit höherer Lebensqualität (r=.284; p=.002). Nach drei Monaten lag bei 60 % (N=64 von 105) laut Montreal Cognitive Assessment (MoCA) eine kognitive Beeinträchtigung vor. Patientinnen mit Hypertonus erzielten signifikant geringere MoCA-Werte (Median=23; IQR=11) als jene ohne Hypertonus (Median=24,5; IQR=8; p=0,034). Ältere Personen wiesen geringere MoCA-Werte auf (r=–.355; p<.001). Zum Langzeit-Follow-Up schätzten 25,1 % (N=16 von 64) ihren Gesundheitszustand als gut bzw. sehr gut ein, 51,5 % (N=33) als mittelmäßig und 23,4 % (N=15) als schlecht. Insgesamt wiesen circa 50 % der Patientinnen beim Langzeit-Follow-Up Einschränkungen in allen Domänen des EQ-5D auf. Statistisch zeigte sich eine signifikante negative Korrelation zwischen dem mRS beim Telefon-Follow-Up und dem subjektiven Gesundheitszustand im Langzeitverlauf (r=–.596; p<.001). Beim Langzeit-Follow-Up berichteten 36,5 % der Patientinnen (N=27 von 74) über moderate und 15 Patientinnen (20,3 %) über starke subjektive kognitive Einschränkungen. 32 Patientinnen (43,2 %) gaben an, nach dem Schlaganfall keine oder milde subjektive kognitive Einschränkungen zu haben; vor dem Schlaganfall waren es 97,3 % (N=72 von 74).

Schlussfolgerung:

Zu beiden Follow-Up-Zeitpunkten bestanden starke Zusammenhänge zwischen dem klinischen Beeinträchtigungsgrad und der Lebensqualität. Die Anwendung des EQ-5D-Fragebogens lieferte weitere Einblicke, um den Langzeitverlauf besser zu verstehen und individuelle Rehabilitationsbedürfnisse frühzeitig zu erkennen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass drei Monate nach dem Schlaganfall bei zwei Dritteln der Personen kognitive Beeinträchtigungen bestehen und noch Jahre nach dem Schlaganfall jede*r Zweite subjektive kognitive Beeinträchtigungen berichtet.  
   
 
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Pfaller, Viktoria Sophie
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Neurologie
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Pinter, Daniela Theresia; Assoz. Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr.rer.nat.
  Gattringer, Thomas; Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med.