| Einleitung: Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist in den Industrienationen eine der häufigsten Ursache für eine Erblindung. Intravitreale Injektionen mit VEGF-Inhibitoren sind seit 2004 zugelassen und stellen aktuell die Therapie der Wahl dar. In Österreich werden die Injektionen praktisch ausschließlich im intramuralen Bereich durchgeführt. Eine Herausforderung der Anti-VEGF-Therapie besteht darin, dass die Wirkung meist nach wenigen Wochen abnimmt bzw. verstrichen ist. Daher sind regelmäßige Kontrollen und bei Krankheitsaktivität bedarfsweise Wiederbehandlungen indiziert. Innerhalb des Ars ophthalmica Disease Management Programms (DMP) am Kepleruniversitätsklinikum Linz erfolgen die Kontrollen im niedergelassenen Bereich, bei Krankheitsaktivität werden die PatientInnen direkt zur Therapie in die Klinik zugewiesen. Dadurch kann der intramurale Bereich entlastet werden, die PatientInnenen werden heimatnahe kontrolliert und können bei Bedarf durch die direkte Zuweisung zur Injektion ohne Verzögerung behandelt werden. Diese Arbeit soll die Population des Ars ophthalmica DMP charakterisieren und den Visus und die zentrale Netzhautdicke im Verlauf der Behandlung beschreiben.
Methoden: Die Daten für diese retrospektive explorative Analyse wurden im Zeitraum von Jänner 2015 (Start des DMP) bis Dezember 2019 an der Augenklinik des Kepler Universitätsklinikums Linz erhoben. 363 Augen von 269 PatientInnen wurden in die Auswertung miteinbezogen. Für die Auswertung wurden Intervalle von 2, 6, 12, 24, und 36 Monaten nach Studieneinschluss definiert. Die Zielparameter waren demographische Eckpunkte zu Studienbeginn; der Visus, die zentrale Netzhautdicke in der OCT (optische Kohärenztomographie) und die Injektionsfrequenz.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der PatientInnen lag zu Studienbeginn bei 78,6 (± 8,3) Jahren. Insgesamt wurden 43% der Studienpopulation bereits vor Studienbeginn mit mindestens einer intravitrealer Injektionen behandelt. Mit 65% wurde Avastin häufiger verabreicht als Eylea mit 35%. Hierbei war zu beobachten, dass vorbehandelte PatientInnen vergleichsweise öfter Eylea bekamen (41% aller Vorbehandelten) als Erstbehandelte (31%). Der mittlere LogMAR Visus der Studienpopulation war zu Studienbeginn 0,55 ± 0,37. Zwei Monate nach Therapiestart zeigte sich eine statistisch signifikanter Visusanstieg (0,47 ± 0,36; p<0,001). Der Visus von Patientin, die nach 6 Monaten einen 2. Therapiezyklus absolviert hatten, lag bei 0,48 ± 0,37 (p=0,067). Analog dazu war der Visus nach 12 Monaten bei 0,49 ± 0,35 (p=0,309), nach 24 Monaten bei 0,50 ± 0,39 (p=0,588) und nach 36 Monaten bei 0,44 ± 0,33 (p=0,599), jeweils nach erfolgter Therapie; das heißt am letzten Behandlungstag. Verglichen zum Studienbeginn zeigte sich ein Visusanstieg innerhalb der ersten 12 Monate, gefolgt von einem Visusabfall nach 24 und 36 Monaten Die zentrale Netzhautdicke betrug zu Studienbeginn im Mittel 394 ± 123µm. Sie nahm nach 2 Monaten (315 ± 91µm; p<0,001) signifikant ab, lag nach 6 Monaten bei 339 ± 125 µm (p<0,001), nach 12 Monaten bei 325 ± 103µm (p<0,001), nach zwei Jahren bei 326 ± 103µm (p< 0,001) und nach drei Jahren bei 307 ± 64µm (p<0,001). Die Injektionsrate der Erstbehandelten welche über den jeweiligen Zeitraum potentiell behandelt werden konnten war 4,4 im ersten Jahr; 2,6 in zweiten Jahr und 1,8 im dritten Jahr.
Konklusion: Im Ars ophthalmica DMP konnte vor allem initial eine Verbesserung der Sehkraft erzielt werden, der langfristige Erhalt des Visus ist im klinischen Alltag auch bei dünnerer Netzhaut schwierig. |