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Dissertation - Detailansicht

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Bibliografische Informationen
 Biomechanische Eigenschaften des Gastrocnemius-Muskels und der Achillessehne  
 Spastische Zerebralparese ist eine häufige neurologische Entwicklungsstörung bei Kindern, die in unilaterale und bilaterale Subtypen unterteilt werden kann. Die meisten Studien, welche die Muskel-Sehnen Eigenschaften der unteren Extremitäten bei Personen mit spastischer Zerebralparese untersucht haben, unterscheiden jedoch nicht zwischen den genannten Subtypen. Die spastische Muskelmorphologie ist jedoch ein wichtiger Faktor für die Muskelfunktion. Unterschiede in der Muskel-Sehnen Pathologie können verschiedene Behandlungsstrategien erfordern. Ein Ziel der Dissertation war es daher, die Muskel-Sehnen Eigenschaften zwischen Kindern mit einseitiger oder beidseitiger spastischer Zerebralparese zu untersuchen. Um mögliche Unterschiede auf Muskel-Sehnen Ebene beurteilen zu können, ist der Einsatz valider und reliabler Messmethoden von entscheidender Bedeutung. Daher wurde in einer zuvor durchgeführten Studie ein 3D-Ultraschallansatz zur Beurteilung der Länge des Muskelbauches des Gastrocnemius medialis, dessen Muskel-Sehnen Einheit und der Achillessehne entwickelt. Dieser Ansatz wurde in Hinblick auf zwei wesentliche Aspekte bewertet: erstens, die Validität im Vergleich zur Magnetresonanztomographie, und zweitens, die Reliabilität für statische und dynamische Längenmessungen.

Um die Validität und Reliabilität des neuartigen 3D-Ultraschallansatzes bewerten zu können, wurden zwei Ultraschallmessungen und eine Magnetresonanztomographie-Untersuchung durchgeführt. Durch die Kombination von 2D-Ultraschall und 3D-Bewegungserfassung wurden die Gewebelängen an einer bestimmten Sprunggelenksposition ermittelt und mit den Magnetresonanztomographie-Messungen verglichen. Außerdem wurde die Intra- und Interrater-Reliabilität mittels Variationskoeffizienten, Standardmessfehlern, minimal nachweisbaren Änderungen und Intraklassenkorrelationskoeffizienten für die statischen und dynamischen Längenmessungen bestimmt. Um weiters die Muskel-Sehnen Eigenschaften in den Subtypen der spastischen Zerebralparese zu beurteilen, wurden insgesamt 33 Kinder (15 mit einseitiger und 18 mit beidseitiger spastischer Zerebralparese) in die Studie inkludiert. Der Bewegungsumfang des Sprunggelenks, die isometrische Muskelkraft und die morphologischen Muskel-Sehnen Eigenschaften der Muskel-Sehnen Einheit des Gastrocnemius medialis (z. B. Muskelvolumen, Gewebelängen und Ausdehnungsverhalten) wurden mit isokinetischer Dynamometrie, Ultraschall und 3D-Bewegungserfassung bewertet. Unabhängige t-Tests oder Mann-Whitney-U-Tests wurden verwendet, um Gruppenunterschiede zu testen (α = 0,05).

Der 3D-Ultraschall-Ansatz zeigte um ca. 1,1% kürzere Gewebelängen im Vergleich zur Magnetresonanztomographie-Messung. Darüber hinaus zeigte die Messmethodik eine ausgezeichnete Intra- und Interrater-Reliabilität mit hohen Intraklassenkorrelationskoeffizienten (≥ 0,94), kleinen Standardmessfehlern (≤ 1,3 mm) und guten minimal nachweisbaren Änderungen (≤ 3,6 mm).

Im Rahmen des Vergleiches zwischen Kinder mit einseitiger oder beidseitiger spastischer Zerebralparese wurden unter Verwendung der validierten Messmethode und zusätzlichen Messtechniken keine signifikanten Unterschiede in den untersuchten Muskel-Sehnen Eigenschaften sowie weiteren funktionellen Parametern festgestellt (p > 0,05, d < 0,57).

Der vorgestellte 3D-Ultraschallansatz erwies sich als valide und reliabel für die Beurteilung der statischen Längen der Muskel-Sehnen Einheit des Gastrocnemius medialis, des Muskelbauchs und der Achillessehne sowie deren Ausdehnungsverhalten. Die Ergebnisse bestätigen das Potenzial der Messmethodik als nützliches Instrument zur Untersuchung statischer und dynamischer Muskel-Sehnen Eigenschaften. Zusätzlich zeigen die Ergebnisse, dass die funktionellen sowie auch die morphologischen Eigenschaften des Gastrocnemius mediales bei Kindern mit einseitiger oder beidseitiger spastischer Zerebralparese ähnlich entwickelt sind. Daher deuten die Studienergebnisse auch darauf hin, Studiendesigns in Zukunft nicht ändern zu müssen, um zwischen Personen mit einseitiger oder beidseitiger spastischer Zerebralparese zu unterscheiden. Basierend auf den Studienergebnissen ist es möglicherweise auch nicht notwendig, die Behandlung der Muskel-Sehnen Pathologie zwischen der einseitigen oder beidseitigen spastischen Zerebralparese zu ändern.  
   
 
 2024  
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 Biomechanik
 Biomechanik
 Orthopädie
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Habersack, Andreas; BSc MSc
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie
 UO 790 202 Dr.-Studium der medizin. Wissenschaft; Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Svehlik, Martin; Priv.-Doz. Dr.med. PhD.
  Kraus, Tanja; Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ.
  Tilp, Markus; Univ.-Prof. Mag. Dr.
  Kainz, Hans; Ass.-Prof. Mag. MSc PhD