| Einleitung: Das vordere Kreuzband ist das am häufigsten verletzte Band im Knie. Die meisten Rupturen entstehen bei kontaktlosen Sportarten. Bei Hochrisiko-Sportarten zeigen Frauen, ungeachtet ihres Alters, eine höhere Wahrscheinlichkeit für derartige Rupturen. Der typische Verletzungsmechanismus für kontaktlose LCA Verletzungen beinhaltet unter anderem ein abruptes Abbremsen und einen schnellen Richtungswechsel. Auch dynamische Valgus-Einknicke scheinen bei weiblichen Athleten häufiger vorzukommen. Daher ist das Ziel dieser Studie, durch die detaillierte kinematische Untersuchung der Landephase bilateraler Drop-jumps, die Unterschiede des Landeverhaltens männlicher und weiblicher Athleten realitätsgetreu herauszuarbeiten Da laut Studien Videos die beste Methode sind um die Biomechanik von LCA-Rupturen, minimale Knieflexion und Innenrotationen der Tibia nachzuvollziehen, wurden die Testungen mithilfe von insgesamt 16 Kameras aufgezeichnet.
Material und Methoden: Als Probanden der Studie wurden jeweils 12 gesunde, sportlich aktive männliche und weibliche Kinder und Jugendliche zwischen zehn und achtzehn Jahren ausgewählt. Diese durften in ihrer Krankengeschichte keine Knieverletzungen oder -instabilitäten in den letzten sechs Monaten aufweisen. Zur Untersuchung wurde eine Testbatterie aufgestellt, bestehend aus: Kniestabilitätsüberprüfung, Muskelkrafttestung, uni- und bilateralen drop-jumps, triple hops, cross hops und single hops, Y-Balancing und Tapping. Zudem wurden die Sprünge mit Kameras aufgezeichnet und per 3D Kinematik Analyse ausgearbeitet.
Ergebnisse: Bei der Auswertung des Landing Error Scoring System (LESS) Scores konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen der Landetechnik von Mädchen und Jungen gefunden werden. Jedoch ließen sich signifikante Unterschiede der Leistungen von Buben und Mädchen bei single und cross hops und der Muskelkraft der Abduktoren feststellen, wobei hier die männlichen Probanden besser abschnitten. Auch die 3D Kinematik Analyse lieferte signifikante Ergebnisse: Mädchen flektieren beim Landen ihre Hüfte mehr, sowohl beim Initialkontakt als auch beim Maximalwert, wohingegen Buben eine größere Innenrotation ihrer Knöchel beim Initialkontakt durchführen.
Diskussion: Es konnten keine signifikanten gender-spezifischen Unterschiede beim LESS Score gefunden werden. Jedoch konnten bei Buben höhere Werte bei der Kraftmessung der Abduktoren - einem Valgus protektiven Faktor - und bei Mädchen höhere Hüftflexionswinkel - ein Parameter zum Nachweis guter Landetechnik - nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse stehen im Kontrast zu den Ergebnissen zum Landeverhalten von Erwachsenen in der Literatur und könnten den noch fehlenden Entwicklungen und Veränderungen während der Pubertät zugrunde liegen. Weitere Untersuchungen von Risikofaktoren für ACL Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen sind notwendig, um Präventionsprogramme auszubauen und zu verbessern und somit die hohen Verletzungszahlen zu senken. |