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Bibliografische Informationen
 Evaluierung der Risikofaktoren für autochthon erworbene Leptospirose in Österreich  
 Hintergrund:

Im Gegensatz zu Deutschland und anderen europäischen Ländern treten Fälle von Leptospirose in Österreich gehäuft auf. Speziell in Süd-Ost Österreich werden immer wieder Infektionen gemeldet. Gründe und etwaige Risikofaktoren sind noch nicht bekannt.

In der vorliegenden Studie wurden retrospektiv Patienten mit Leptospirose (autochthon erworben oder importiert) hinsichtlich Risikofaktoren, in Freizeit, Beruf und häuslicher Umgebung, Symptome, Laborwerte und Leptospira Serovare evaluiert.



Methoden:

In einer retrospektiven Studie wurden Risikofaktoren für eine Leptospiren Infektion in Süd-Ost Österreich erhoben. Eingeschlossen wurden Patienten (Alter ≥18) die im Zeitraum von 2004-2012 positiv auf Leptospiren getestet wurden (Serologie: IgM). Alle Daten wie Risikofaktoren (bis 3 Wochen vor Beginn der ersten Symptome), Symptome, klinischer Verlauf und Laborwerte wurden mittels eines telefonischen Fragebogen und/oder dem Kommunikations- und Informationsnetzwerk für die steirischen Landeskrankenhäuser (MEDOCS) erhoben. Die verschiedenen Leptospira Serovare wurden mit Hilfe der AGES Mödling (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) erfasst.



Ergebnisse:

Insgesamt wurden 128 Patienten (79 männlich, 49 weiblich; Durchschnittsalter 43 Jahre) eingeschlossen. 120/128 (93.75%) aller Patienten hatten eine autochthon erworbene Leptospirose, nur 8 (6.25%) eine wahrscheinlich importierte Infektion (5 Asien, 1 Südamerika, 2 Afrika).



Die häufigsten Symptome waren Fieber 83/128 (64.8%), Myalgie/Arthralgie (35.2%), Bauchschmerzen/Diarrhö (32%), Müdigkeit, Mattigkeit, Abgeschlagenheit-MMA (28.1%), Ikterus (24.2%), Cephalea (21.7%), Übelkeit/Erbrechen (20.3%) und akutes Nierenversagen (11.7%).

Laborwerte am Tag der Aufnahme zeigten in 20.3% der Fälle eine Thrombozytopenie, in 13.3% eine Leukopenie und in 21.9% eine Leukozytose. Auffällig waren auch eine Erhöhung von Serumkreatinin (39.1%) und Alanin- Aminotransferase (ALT) ≥90 U/l in 42.2%.

Mit Hilfe der AGES Mödling erhoben wir von 59 Patienten die Leptospira Serovare.

L. Bratislava (30.5%), L. Sejroe (23.7%), L. Ballum (22%), L. Australis (16.9%) und L. Grippotyphosa (13.6%) waren die am häufigsten nachgewiesenen Serovare.

Die Risikofaktoren wurden anhand der telefonisch beantworteten Fragebögen evaluiert (n=82; wobei 4 Fälle importiert gewesen sein könnten).

Als Risikofaktoren im Freizeitverhalten stellten sich vor allem Aktivitäten im Wald oder feuchten Gebieten (58.8%), Gartenarbeit/Jagd (46.3%), Reinigung oder Renovierung von Hütten, Dachböden, Kellern oder Garagen (28%) und schwimmen/schnorcheln/tauchen in naturbelassenen Gewässern heraus. Risikofaktoren in häuslicher Umgebung waren Nagetiere (v.a. Ratten und Mäuse) in unmittelbarer Umgebung (73.2%), Haustiere (Katzen und Hunde, 61%), Bauernhof/Nutztierhaltung (28%) und eigener Obst und/oder Gemüseanbau (24.4%).

Auf Grund eines relativ hohen Frauenanteils wurden auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei Risikofaktoren und Klinik erhoben.

Deutlich mehr Frauen gaben an Obst und Gemüse auf Bauernmärkten oder direkt bei Bauern zu kaufen, und im Garten zu arbeiten. Männer hingegen verbrachten ihre Zeit häufiger im Wald oder sumpfigen Gebieten und arbeiteten/lebten öfter auf Bauernhöfen und hielten Nutztiere. Auch bei Laborwerten fanden wir Unterschiede.

Während ALT öfters bei Frauen (46.9%) als bei Männern (39.2%) erhöht war, zeigten deutlich mehr Männer (45.6%) als Frauen (28.6%) ein erhöhtes Serumkreatinin. Männliche Patienten klagen häufiger über gastrointestinale Beschwerden, im Gegensatz dazu litten mehr Frauen unter MMA.



Schlussfolgerung:

Autochthone Infektionen stellen den Großteil aller Leptospirosen in Süd-Ost Österreich dar.

Hauptrisikofaktoren für die Infektion mit Leptospiren sind Aktivitäten im Wald oder feuchten Gebieten, sowie Haustiere und Nagetiere in der häuslichen Umgebung.

 
 Leptospirose; Risikofaktoren; autochthon; Österreich  
 79
 2015  
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Wallner, Carina
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Innere Medizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Hönigl, Martin; Priv.-Doz. Dr.med.univ.
  Krause, Robert; Univ.-Prof. Dr.med.univ.