| Einleitung: Schädel-Hirn-Trauma (SHT) zählen zu den häufigsten Ursachen für das Aufsuchen der chirurgischen Notaufnahme. Ein Großteil der PatientInnen mit diagnostiziertem SHT erhält zumindest ein Schädel CT und wird zur weiteren Observanz stationär aufgenommen. Der Grund dafür ist, eine neurologische Verschlechterung sofort zu erkennen und therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Das Ziel dieser Diplomarbeit war, Risikofaktoren zu identifizieren, die maßgeblich an einer Progression von SHT beteiligt sind.
Material und Methoden: Es wurde eine Studie durchgeführt, die in Summe 2036 PatientInnen einschloss, welche im Zeitraum von 2008-2018 die chirurgische Notaufnahme der Abteilung für Orthopädie und Trauma an der Medizinischen Universität Graz aufsuchten. Alle PatientInnen mussten zumindest ein Schädel CT erhalten haben und/ oder stationär aufgenommen worden sein, um in dieser Studie berücksichtigt zu werden. Folgende Parameter wurden im Anschluss erhoben; Alter, Geschlecht, Einnahme blutverdünnender Medikamente, Vorerkrankungen (koronare Herzkrankheit, Niereninsuffizienz, Diabetes, Vorhofflimmern und Zustand nach ischämischem Insult), Alkoholabusus (akut und chronisch), Fraktur des Neurokraniums und intrakranielle Blutungen im Zuge des SHT. Progression von SHT wurde definiert als entweder intrakranielle Blutung im initial durchgeführten Schädel CT und/ oder die Progression von intrakraniellen Blutungen in Verlaufs-CTs und/ oder das Versterben des Patienten/ der Patientin 30 Tage nach Aufnahme ins Krankenhaus.
Ergebnisse: Von 2036 PatientInnen waren 1170 Männlich (57.4%) und 863 Weiblich (42.4%). Das mittlere Alter betrug 57.6 Jahre (SD 22.6 Jahre, min. 16.3 Jahre, max. 103.7 Jahre). 96.6% der PatientInnen (n=1968) erhielten initial ein Schädel CT und in 48.5% der Fälle (n=988) wurde eine radiologische Verlaufskontrolle durchgeführt. Von allen Variablen, die erfasst wurden, stellten sich folgende als Risikofaktoren heraus; in Bezug auf Blutung im initialen Schädel-CT: Alter über 65 Jahre (p<0.001), blutverdünnende Medikamente (p<0.001), Fraktur des Neurokraniums (p<0.001), Alkoholmissbrauch (p=0.002) und Niereninsuffizienz (p<0.001); in Bezug auf Blutungsprogression in Verlaufs-CTs: Alter über 65 Jahre (p=0.025) sowie Fraktur des Neurokraniums (p<0.001); in Bezug auf 30-Tage-Mortalität: Alter über 65 Jahre (p<0.001), Fraktur des Neurokraniums (p<0.001), blutverdünnende Medikamente (p<0.001) und chronische Niereninsuffizienz (p<0.001).
Diskussion: PatientInnen, die mit obengenannten Risikofaktoren aufgrund eines SHT die chirurgische Notaufnahme aufsuchen, sollten sorgfältig observiert werden, da die Wahrscheinlichkeit einer SHT Progression wahrscheinlicher ist als bei anderen PatientInnen. Vor allem ältere PatientInnen sind gefährdet, da bei diesen meistens mehr als nur ein Risikofaktor zu finden ist (zum Beispiel, Alter über 65 Jahre, Einnahme blutverdünnender Medikamente, chronische Niereninsuffizienz). Daher sollte nicht nur auf eine engmaschige Observanz zur Prävention einer SHT Progression geachtet, sondern bereits schon auf die Prävention von Unfallgeschehen eingegangen werden. |