| Einleitung: Die Inzidenz von proximalen Humerusfrakturen steigt fortlaufend. Gleichzeitig machen diese beinahe 5% aller Frakturen aus. Ungefähr 80% aller proximalen Humerusfrakturen treten bei Patient_innen über 60 Jahren auf, während Frauen zwei bis dreimal häufiger betroffen sind als Männer. Dabei sind 80% aller proximalen Humerusfrakturen entweder leicht oder nicht disloziert. Simultan steigt sowohl die Zahl der Komorbiditäten als auch die Komplikationsrate. Das Ziel dieser Studie ist es, die Prävalenz sekundärer Komplikationen, inklusive ungeplanter Operationen bei Patient_innen mit einer proximalen Humerusfraktur abhängig von der Behandlungsmethode (operativ vs. konservativ) zu untersuchen. Material und Methoden: Eine retrospektive Kohortenstudie wurde an einem überregionalem Traumazentrum durchgeführt. Die Studie schließt insgesamt 156 ältere Patient_innen (mittleres Alter 77 ± 8.9 Jahre; 75% weiblich) innerhalb von zwei Jahren mit proximalen Humerusfrakturen [AO: A (54,5%), B (23.7%), C (21.8%)] ein, welche entweder eine operative (n = 28) oder konservative Behandlung (n = 128) erhielten. Das primäre Ziel der Studie war es die Anzahl an sekundären Komplikationen und ungeplanten Operationen zu ermitteln. Das sekundäre Ziel der Studie war es eine mögliche Assoziation mit demographischen, frakturtypischen und behandlungsspezifischen Faktoren zu ermitteln. Ergebnisse: Insgesamt wurden 36 sekundäre Komplikationen (23.1%) und acht ungeplante Operationen (5.1%) erfasst. Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Verteilung der Prävalenz der sekundären Komplikationen bezogen auf die erfolgte Behandlung [operativ (n = 5; 18%) vs. konservativ (n = 31; 24%); p = 0.620]. Wir stellten eine unabhängige, relative Risikoerhöhung für Komplikationen bei Patient_innen mit Osteoporose [OR 2.119; 95% KI 0.958 – 4.687; p = 0.064] sowie eine relative Risikoreduktion für ungeplante Operationen bei älteren Patient_innen [OR 0.885; 95% KI 0.788 – 0.993; p = 0.037] fest. Fazit: Innerhalb der operativen Gruppe gab es eine nahezu gleiche Prävalenz an sekundären Komplikationen, verglichen mit der konservativen Gruppe. Eine vorbekannte Osteoporose ist tendenziell mit dem Auftreten einer sekundären Komplikation assoziiert. Vor allem jüngere Patient_innen, die eine sekundäre Komplikation erleiden, werden mittels chirurgischer Maßnahmen behandelt. |