| Einleitung: Nach der Implantation einer Knietotalendoprothese (KTEP) kann eine Schwellung im Bereich des Kniegelenks auftreten, die zu Schmerzen und einem verminderten Bewegungsumfang (range of motion/ROM) führen kann. Die postoperative Schwellung kann durch Umfangsmessungen mit einem Maßband erfasst und der Bewegungsumfang durch Messungen mit einem Goniometer beurteilt werden. Ein Ziel dieser Arbeit war, die Reproduzierbarkeit (im Sinne von Übereinstimmung und Reliabilität) von Umfangsmessungen und Messungen der Knieflexion zu bestimmen. Weiters sollte der klinische Verlauf nach KTEP-Operation in Bezug auf die postoperative Schwellung, den passiven ROM und die Schmerzintensität beurteilt werden.
Methoden: Zur Beurteilung der Reproduzierbarkeit von Umfangs- und Flexionsmessungen haben zwei Prüfer die Beine von 20 gesunden Probanden untersucht. Die Umfangsmessungen erfolgten mit vier verschiedenen Maßbändern (Standard-, Umfangs-, Gulick I-, Gulick II plus-Maßband) an drei Messpositionen im Bereich des Kniegelenks (Patella-Mitte, 7 cm proximal der Patella-Mitte und 7 cm distal der Patella-Mitte). Die Knieflexionsmessungen wurden mit einem Universal-Goniometer in zwei standardisierten Kniepositionen durchgeführt. Die Übereinstimmung wurde mittels kleinster erfassbarer Messwertdifferenz (smallest detectable difference/SDD) und die Reliabilität mittels Intraklassen-Korrelations-Koeffizienten (ICC) erfasst.
Zur Evaluierung des postoperativen Verlaufs wurden Umfangsmessungen an den oben genannten Messpositionen durchgeführt und der passive Bewegungsumfang mit einem Universal-Goniometer erfasst. Die Schmerzen im Bereich des Kniegelenks wurden mittels numerischer Bewertungsskala (Numerical Rating Scale/NRS) erhoben. Um eine mögliche Korrelation zwischen Umfangsänderung und passivem ROM festzustellen, wurde der Pearson´s Korrelationskoeffizient berechnet.
Ergebnisse: Die Interrater-Übereinstimmung (SDD) der Umfangsmessungen umfasste einen Bereich von 0.7- 2.1 cm und die Interrater-Übereinstimmung einen Bereich von 0.9-1.7 cm. Die Umfangsmessungen waren generell zuverlässig (ICC>0.93). Die Reproduzierbarkeit zeigte eine Abhängigkeit von der Messposition und war 7 cm proximal der Patella-Mitte am niedrigsten. Von den getesteten Maßbändern zeigte das Gulick II plus-Maßband die geringste Übereinstimmung (SDD 0.8-2.1 cm). Die Übereinstimmung war für das Waegener Maßband am höchsten (SDD 0.7-1.2 cm).
Die Interrater-Übereinstimmung der Knieflexionsmessungen umfasste einen Bereich von 5.9-9.0° und die Intrarater-Übereinstimmung einen Bereich von 7.1-8.1°. Die Reliabilität (ICC) reichte von 0.85-0.98.
Postoperative wurde bei allen KTEP-Patienten eine Schwellung im Kniebereich beobachtet, wobei die Umfangszunahme 7 cm proximal der Patella-Mitte am höchsten war und die maximale Schwellung zwischen dem dritten und vierten postoperativen Tag erreicht wurde. Der passive ROM nahm im Rahmen des stationären Aufenthaltes kontinuierlich zu und erreichte einen mittleren Wert von 79.0° (55-100°) am sechsten postoperativen Tag. Die Umfangsänderungen zeigten keine signifikante Korrelation mit dem passive ROM (P≥0.1375). Die anhand der NRS ermittelten Schmerzen waren präoperativ höher als postoperativ und nahmen postoperativ bis zum Tag der Entlassung kontinuierliche ab.
Diskussion: Die Reproduzierbarkeit von Umfangsmessungen mit Maßbändern ist von der Messposition und dem verwendeten Maßband abhängig. Unterschiede im Beinumfang über 1.2 cm können als tatsächliche Veränderung über dem Messfehlerbereich beurteilt werden, wenn die Messung mit dem Umfangs-Maßband durchgeführt wird. Wenn die Knieflexion mit einem Universalgoniometer gemessen wird, sind gemessene Unterschiede unter 9° nicht vom Messfehler zu unterscheiden. Postoperativ wurde bei allen Patienten eine Schwellung im Kniebereich beobachtet, die jedoch keinen Einfluss auf den passiven Bewegungsumfang nach TKA hatte. |