| Auf Grund der weltweiten kontinuierlich steigenden Lebenserwartung, erhöht sich unter anderem die Prävalenz von chronischen Erkrankungen, welche vor allem das Herz-Kreislaufsystem betreffen. Die Alterung der Bevölkerung bedeutet daher eine massive medizinische und wirtschaftliche Belastung für die Gesellschaft. Bisher konnten durch die Restriktion der Nahrungsaufnahme vielversprechende anti-aging Effekte nachgewiesen werden, jedoch stellt sich die langfristige und umfassende Umstellung der Ernährung auf Grund der zu geringen Patientencompliance als nicht praktikabel dar. Infolgedessen ergibt sich die Notwendigkeit nach pharmazeutischen Alternativen zu suchen, welche in der Lage sind die Effekte einer Kalorienrestriktion zu mimikrieren. In dieser Studie konnte nachgewiesen werden, dass durch die Nachahmung dieser Ernährungsumstellung mittels des Polyamins Spermidin eine Vielzahl positiver Effekte ausgelöst wird. Alternde Mäuse, welche in ihrem späteren Leben mit 3 mM Spermidin im Trinkwasser behandelt wurden, wiesen Verbesserungen in den meisten Bereichen von altersabhängiger kardialer Dysfunktion, unter anderem bei der Hypertrophie, diastolischer Dysfunktion und der Koppelung zwischen Ventrikel und Arterien auf. Zusätzlich konnten in einem Hypertension-Rattenmodell mit begleitender Kardiomyopathie, kardioprotektive sowie antihypertensive Effekte, aufgrund der Nahrungszugabe von Spermidin, nachgewiesen werden. Mechanistisch scheint Spermidin über zwei nicht exklusive Wege zu wirken: (i) Es steigert Autophagie und Mitophagie im Herz und den Nieren, was sich durch eine bessere Kardiomyozyten-Struktur und Funktion und möglicherweise bessere Blutdruckkontrolle bemerkbar macht; (ii) exogen zugeführtes Spermidin reduziert den Verbrauch der Vorläufer-Aminosäure Arginin im Rahmen der Polyamin-Biosynthese und scheint stattdessen die Regeneration der NO Bioverfügbarkeit zu unterstützen. Zusätzlich verfügt Spermidin über einen anti-inflammatorischen Effekt, welcher durch einen reduzierten Verbrauch die NO Bioverfügbarkeit erhöht, was essenziell für die kardiovaskuläre Gesundheit ist. Im alternden humanen Myokard konnte nachgewiesen werden, dass die Spermidin-Konzentration mit der Zeit konstant abfällt. In Patienten mit Herzinsuffizienz konnte eine kompensatorische Steigerung der herzspezifischen Spermidin Konzentrationen nachgewiesen werden. Jene Patienten, welche eine gesteigerte Spermidin Zufuhr aufwiesen, hatten auch einen niedrigeren Blutdruck und eine geringere Mortalität und Morbidität betreffend kardiovaskuläre Endpunkte. Zusammenfassend liefert diese Arbeit ausreichende Beweise für klinische Tests von Spermidin beim Menschen, um die Alterung des Herzens und möglicherweise damit verbundene Komplikationen zu verzögern. |