| Einleitung: Der Hypoparathyreoidismus (HPT) ist eine seltene endokrine Erkrankung, bei der es durch unnatürlich niedrige Parathormon Spiegel zur einer Hypokalzämie kommt. Typische Symptome sind Parästhesien, Tetanien und Krämpfe. Unspezifische Symptome, wie Müdigkeit, Mattigkeit und Konzentrationsstörungen sind ebenso bekannt. Hypoparathyreoidismus wird in 75% der Fälle durch Operationen am Hals verursacht, zumeist Schilddrüsenoperationen. Die konventionelle Therapie besteht aus oralem Kalzium und aktivem Vitamin D, seit 2017 ist eine Hormonersatztherapie mit rekombinanten humanen Parathormon (rhPTH (1-84)) zugelassen, falls die Therapieziele konventionell nicht erreicht werden können. Langzeitkomplikationen von chronischem HPT inkludieren renale, neuropsychiatrische und kardiovaskuläre Endpunkte.
Methoden: Dies ist eine retrospektive Beobachtungsstudie, bei der wir 191 PatientInnen mit chronischem HPT in der Steiermark identifizieren konnten und deren medizinische Daten von 2004 bis 2022 (MEDOCS) auswerteten.
Ergebnisse: 70% aller PatientInnen waren weiblich und 30% waren männlich. Das durchschnittliche Alter war 62 Jahre und 82% hatten einen postoperativen HPT mit durchschnittlich 2,5 Jahren zwischen Operation und Diagnosestellung. Die meisten Operationen wurden aufgrund von Schilddrüsentumoren (30%) oder Struma (22%) durchgeführt. 90% der PatientInnen hatten Nebenerkrankungen. Am häufigsten waren kardiovaskuläre Erkrankungen (34%), gefolgt von renalen (27%) und neurologischen Erkrankungen (14%). PatientInnen, die mit rhPTH (1-84) behandelt wurden waren im Schnitt jünger (p<0,001) und hatten höhere Serum-Kalziumspiegel (p<0,001), niedrigere tägliche Kalzium Dosen (p=0,027) und niedrigere 1,25-hydroxyvitamin D Spiegel (p<0.001). 27% aller PatientInnen berichteten von Symptomen bei ihrer letzten Kontrolle. Die Anzahl an Krankenhausaufenthalten korrelierte mit der Anzahl an Komorbiditäten (p=0,011). 42% aller PatientInnen hatte im letzten Jahr eine mittlere eGFR unter 60 ml/min/1,72. Die mittlere Abnahme der eGFR pro Jahr betrug 1,5 ml/min/1,72. 30% der PatientInnen hatten eine Anämie bei ihrer letzten Kontrolle. Von 2011 bis 2021 waren im Schnitt jedes Jahr 44% der Kohorte anämisch. Anämien kamen häufiger vor bei PatientInnen mit chronischen Nierenerkrankungen Grad 3 oder schlechter (OR 3,3; p<0,001) und bei PatientInnen mit Komorbiditäten (p=0,024). 90% der Anämien waren normochrom/normozytär.
Conclusio: Der chronische Hypoparathyreoidismus ist eine komplexe Erkrankung und Langzeitfolgen sind bei vielen PatientInnen nach wie vor ein großes Problem. Auch eine Anämie ist häufig. Die Prävention und Behandlung dieser Langzeitfolgen werden in Zukunft höchstwahrscheinlich wichtige Forschungsbereiche darstellen, da diese eine große Krankheitslast und hohe Kosten mit sich bringt und viele der zugrundeliegenden Mechanismen noch unbekannt sind. |