| Hintergrund
Das postoperative Delir ist ein sehr häufiges Krankheitsbild auf Intensivstationen. Es geht mit akuten und wechselhaften Störungen des Bewusstseins und der Kognition einher und führt zu schwerwiegenden und langfristigen Konsequenzen für betroffene Patient*innen. Die Diagnose wird mittels Scores wie der Intensive Care Delirium Checklist (ICDSC) oder der Confusion Assessement Method for Intensive Care Unit (CAM-ICU) gestellt.
Material und Methoden
Diese Arbeit behandelt eine retrospektive Beobachtungsstudie mit 189 Patient*innen, die sich einer herzchirurgischen Operation mit Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine (HLM) unterzogen haben. Das Hauptziel der Arbeit ist es, eine potenzielle Beziehung zwischen Magnesium im Blut und Magnesium Substitution und der Entstehung von postoperativem Delir (POD) zu identifizieren. Zusätzlich wurden demographische Parameter und andere Laborwerte als Nebenzielgrößen in die statistische Analyse miteinbezogen. Die Studienpopulation wurde aus der Gesamtbelegung des Jahres 2019 an der Herz-Transplant Intensivstation C (HICU) des LKH-Universitätsklinikums Graz herausgefiltert. Die Datenaufarbeitung und statistische Analyse wurden mittels Python durchgeführt.
Ergebnisse
Die Analyse der Serummagnesium Spiegel und der Substitution mittels Magnesium gluconium konnte keine statistisch signifikante Korrelation feststellen.
Im Gegensatz dazu erwies sich ein erhöhter CRP-Spiegel in den ersten sieben Tagen des Aufenthaltes als signifikanter Risikofaktor für POD (p-Wert: 0,002). Das mittlere CRP in den ersten sieben Tagen lag in der Delir-Gruppe im Median bei 127,075 mg/l (IQR: 102,41 – 170,09) und in der No-Delir-Gruppe bei 109,0 mg/l (IQR: 74,62 – 145,02).
Außerdem sind höhere GGT-Werte, sowohl in den ersten sieben Tagen (p-Wert: < 0,001) als auch während des gesamten Aufenthalts (p-Wert: < 0,001), mit höherer POD-Inzidenz vergesellschaftet. In der Delir-Gruppe lag die GGT in den ersten sieben Tagen im Median bei 58,82 U/l (IQR: 29,52 – 99,88) und in der No-Delir-Gruppe bei 33,7 U/l (IQR: 18,8 – 63,77). Die Gesamtstatistik der GGT über den gesamten Intensivaufenthalt ergibt in der Delir-Gruppe einen Median von 70,7 U/l (IQR: 35,12 – 127,93) und in der No-Delir-Gruppe von 35,0 U/l (IQR: 19,38 – 69,08).
Eine verlängerte Aufenthaltsdauer der Patient*innen erhöht sowohl die Inzidenz (p-Wert: < 0,001) als auch die Dauer von POD. Die Aufenthaltsdauer betrug in der Delir-Gruppe im Median 9 Tage (IQR: 6 – 16,75). In der No-Delir-Gruppe lag sie im Median hingegen bei 4 Tagen (IQR: 3 – 7).
Schlussfolgerung
Zwischen Magnesiumspiegel und Magnesium Substitution konnte keine Korrelation zur Inzidenz oder dem Verlauf von postoperativem Delirium gefunden werden.
Die gefundene Korrelation von CRP und GGT im Hinblick auf die Inzidenz des POD verstärkt die Meinung der Literatur und unterstreicht die Wichtigkeit einer suffizienten Infekttherapie. |