| Zusammenfassung in Deutsch
Einleitung
Die Morbidität nach Pankreasresektionen ist mit 30% bis 50% hoch. Dabei sind postoperative Pankreasfisteln (POPF) mit 3-45% eine häufige und teilweise schwere Komplikation. POPF werden in die Grade A/biochemical leak, B und C eingeteilt. POPF der Grade B und C gelten als klinisch relevant. Obwohl bereits einige Risikofaktoren für die Entwicklung von POPF identifiziert werden konnten, wurde noch keine ideale Verschlussmethode für den Pankreasstumpf gefunden und auch das perioperative Management bleibt uneinheitlich. Ziel dieser Arbeit ist es, anhand einer strukturierten Literaturrecherche, einen aktuellen deskriptiven Überblick über die derzeit verfügbaren Randomized Controlled Trials, die verschiedene Verschlussmethoden des Pankreasstumpfes bei Pankreaslinksresektion vergleichen, zu geben. Die Vergleichbarkeit und methodische Qualität der begutachteten Studien sollen evaluiert werden. Durch Darstellung des aktuellen Forschungsstandes soll aufgezeigt werden, ob es derzeit eine hinsichtlich POPF-Rate überlegene Verschlussmethode des Pankreasrestes bei Pankreaslinksresektion gibt und welche Aspekte weitere Forschung behandeln sollte. Es wird außerdem ein Fallbericht einer Pankreaslinksresektion vorgestellt.
Methoden
Im Juli 2023 wurde eine MEDLINE-Suche mit dem Suchterm „(Pancreatectomy/adverse effects"[Mesh] OR "Pancreatectomy/complications"[Mesh] OR "Pancreatectomy/methods"[Mesh] OR "Pancreatectomy/mortality"[Mesh]) AND "Pancreatic Fistula"[Mesh] AND (distal OR left)“ durchgeführt. Nach einem zweistufigen Selektionsprozess wurden zwölf Studien in die Literaturrecherche eingeschlossen. Voraussetzung für einen Einschluss war das Studiendesign eines Randomized Controlled Trials und der Vergleich zweier Verschlussmethoden für den Pankreasrest bei Pankreaslinksresektion hinsichtlich der POPF-Rate. Tiermodelle sowie Studien, die andere Interventionen, andere Operationen oder pankreatodigestive Anastomosen zum Gegenstand hatten, wurden ausgeschlossen.
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Ergebnisse
Das Vorgehen der eingeschlossenen Studien wurde dargestellt. Drei Studien konnten eine Superiorität hinsichtlich der Rate klinisch relevanter POPF, eine hinsichtlich der Rate aller POPF nachweisen. Bei drei Studien davon entsprach dies dem primären Endpunkt, bei einer Studie dem sekundären Endpunkt. Laut dieser Ergebnisse schützen ein Verschluss des Pankreasstumpfs mit einem körpereigenen Patch aus durchblutetem Gewebe oder mit einem Patch aus Polyglykolsäure zusammen mit Fibrinkleber vor einer POPF-Entwicklung. Trotz Superiorität einer Klammernahtverstärkung in einer Studie zeigt sich bei dieser V erschlussart ein gemischtes Bild, da zwei andere Studien, die ebenfalls Klammernahtverstärkungen untersuchten, keine Superiorität nachweisen konnten.
Die meisten Studien bezogen den primären Endpunkt und die Schätzung der POPF-Rate in der Kontrollgruppe auf die Rate aller POPF. Dabei sind klinisch relevante POPF eben genau das: klinisch relevant. Deshalb und weil außerdem Superiorität vor allem für die Rate der dieser POPF nachgewiesen werden konnte, wurde aus der Zusammenschau der Studienergebnisse wurde ein neuer Schätzwert für die POPF-Rate in der Kontrollgruppe berechnet, der für die statistische Planung zukünftiger Studien verwendet werden kann.
Diskussion
Sowohl Patches aus durchblutetem Gewebe als auch aus Polyglykolsäure, fixiert mit Fibrinkleber zeigten sich als vielversprechende Verschlussmethoden. Gleichwohl sollten zur Vermeidung von klinisch relevanten POPF neben einer optimalen Verschlussmethode auch weitere Faktoren in das intra- und perioperative Management miteinbezogen werden. Ziel sollte ein multimodales Management der pathophysiologischen Einflussfaktoren bei der POPF-Entwicklung sein. Es wurde die Theorie aufgestellt, dass eine verzögerte Wundheilung, ein erhöhter Druck im pankreatischen Ausführungsgangsystem, ein erniedrigter peripankreatischer Druck und ein schwacher Stumpfverschluss die POPF- Entwicklung begünstigen und demnach diesen Faktoren entgegengewirkt werden sollte. |