| Diese Diplomarbeit widmet sich der komplexen Thematik der Osteomyelitis der Kiefer und verfolgt das Ziel, ein praxistaugliches Klassifikationssystem und einen Therapie-Leitfaden für den klinischen Alltag an der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit Graz zu etablieren.
Im Rahmen einer ambispektiven Fallstudie wurden acht Patient‘*innenfälle aus den Jahren 2014 bis 2024 bezüglich deren Krankheitsgeschichte mit Osteomyelitis im Kieferbereich untersucht. Die Fallstudie beinhaltet die Ergebnisse einer klinischen und radiologischen Nachuntersuchung sowie eines Interviews – erhoben wurden hiermit der objektive sowie subjektive Therapieerfolg. Zusätzlich erfolgte die retrospektive Aufarbeitung der jeweiligen Patient*innenakte. Das Hauptaugenmerk wurde hierbei auf ätiologische, diagnostische und therapeutische Aspekte in Hinblick auf Osteomyelitis gelegt.
Die Resultate der Studie zeigen Übereinstimmungen mit den bisherigen Erkenntnissen der Fachliteratur. Die Mehrheit der Fälle betraf die Mandibula, in 75% war therapeutisch eine chirurgische Intervention erforderlich, meist in Kombination mit einer langfristigen Antibiotikatherapie. Es zeigten sich nach Therapieende in allen Fällen persistierende Veränderungen in der Knochenstruktur, wobei aktive Entzündungszeichen nur in einem Fall nachgewiesen wurden. Der Therapieerfolg wurde von den meisten Patient*innen subjektiv als gut bewertet. Es konnte somit sowohl der subjektive als auch der objektive Therapieerfolg nachgewiesen werden.
Das strukturierte Vorgehen in der Diagnostik zur Bestätigung der Erkrankung, sowie die Identifikation von Pathogenen, ist die Voraussetzung für den Therapieerfolg. Hierbei bedarf es interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Infektiologie, Histologie, Molekularpathologie sowie der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Therapeutisch ist ein kombiniertes Management aus Chirurgie und Antibiose essenziell für die langfristige Remission. Als Klassifikationssystem, das sich für den klinischen Alltag im Universitätsklinikum für Zahnmedizin und Mundgesundheit eignet, wurde eine Adaptierung der Zürich-Klassifikation entwickelt. Außerdem wurde anhand der Ergebnisse dieser Studie ein Therapieschema für Osteomyelitis im Kieferbereich entwickelt. Dieses Schema soll die Grundlage für ein standardisiertes therapeutisches Vorgehen und klinische Entscheidungsprozesse bilden. |