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Hintergrund: Das HELLP-Syndrom ist eine Schwangerschaftskomplikation, die erstmals vor fast vier Jahrzehnten beschrieben wurde. Seitdem haben Forscher*innen und Kliniker*innen nicht nur die Definition des HELLP-Syndroms präzisiert, sondern auch neuere Laborgrenzwerte für die Diagnose festgelegt. Es verwundert daher nicht, dass das HELLP-Syndrom nach wie vor eine der größten ungelösten Herausforderungen im Bereich der Geburtshilfe darstellt.
Zielsetzung: Untersuchung des Facettenreichtums des HELLP-Syndroms mit besonderem Schwerpunkt auf seiner Manifestation, Klassifizierung, dem Schweregrad der Morbidität, dem mütterlichen Outcome und den neonatalen Implikationen.
Methodik: In einer retrospektiven Studie an einem Universitätsklinikum wurden 163 Patientinnen identifiziert, die zwischen 2005 und 2020 an ein HELLP-Syndrom erkrankten. Es wurde eine detaillierte statistische Analyse der demografischen, klinischen und Laborparameter durchgeführt. Die Studienpopulation wurde je einer Untergruppe zugeteilt, abhängig vom Zeitpunkt des Auftretens des HELLP-Syndroms, prä- und postpartal (genannt PRE und POST). Die gesamte Studienpopulation wurde dann noch einmal in eine separate Untergruppe aufgeteilt, auf der Grundlage des Schweregrads der Morbidität (klinische Manifestation und Komplikation), SEVERE und LOW. Die Untergruppen wurden mittels Mann-Whitney-U-Tests und t-Tests verglichen. Der Chi-Quadrat-Test wurde verwendet, um die Beziehung zwischen kategorischen Variablen zu bestimmen. Ein p-Wert von < .05 wurde als statistisch signifikant definiert.
Ergebnisse: Die statistische Analyse ergab, dass ein HELLP-Syndrom, das zu einer schweren mütterlichen Morbidität führt (Gruppe SEVERE), mit einer niedrigen Thrombozytenzahl (<60.000), einer erhöhten AST (>300 U/L), einer hohen LDH (>550 U/L) und einem hohen Blutdruck (systolisch >170 mmHg, diastolisch >100 mmHg oder mittlerer arterieller Druck >120 mmHg) korreliert. Die Anwendung der Endpunkte auf die Untergruppen PRE und POST ergab keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in allen Kategorien (p > 0,05), außer bei den Laborwerten (p <0,01). Hier hat die PRE-Untergruppe signifikant schlechtere Laborwerte als die POST-Gruppe, obwohl dies keinen signifikanten Einfluss auf die Dauer des Krankenhausaufenthalts (p=3,1) oder die Morbidität hatte. Darüber hinaus weist eine vom HELLP-Syndrom betroffene Frau in unserer Studie charakteristische Merkmale auf (p>0,05): Alter (31 Jahre), BMI (23), Schwangerschaftsdauer (34 Wochen), Symptome (Oberbauchschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit) und voraussichtliche Art der Entbindung (Kaiserschnitt).
Diskussion: Trotz der Identifizierung signifikanter Marker für schwere Morbidität wichen paradoxerweise einige Fälle von diesem Muster ab, was die Unvorhersehbarkeit und Komplexität dieses Syndroms verdeutlicht. Patientinnen mit diesen Markern müssen engmaschig überwacht werden, und die Geburt sollte eingeleitet oder geplant werden, sofern die Patientin noch schwanger ist. Der Vergleich unserer Ergebnisse mit grundlegenden Studien ergab Parallelen und Unterschiede in Bezug auf den Beginn, den Schweregrad und die Folgen des HELLP-Syndroms in verschiedenen Populationen. Während bei der Symptomatik konstante Tendenzen beobachtet wurden, weisen Abweichungen beim Alter der Mutter, bei den Entbindungsmethoden und bei der mütterlichen Sterblichkeitsrate auf die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zu möglichen Einflussfaktoren auf die Manifestation und den Schweregrad des Syndroms hin.
Schlussfolgerungen und zukünftige Perspektiven: Die vorgestellten Daten ergaben statistisch signifikante Parameter für schwere Morbidität beim HELLP-Syndrom, die möglicherweise als prädiktive Marker verwendet werden könnten. Darüber hinaus bieten die Daten Einblicke in die prä- und postpartale Manifestation, die mütterlichen Outcomes und die neonatalen Implikationen. Insbesondere die weiterhin vorherrschende Frühgeburtlichkeit bei HELLP-Syndrom-Fällen verdeutlicht die anhaltenden Herausforderungen bei der Behandlung dieser Erkrankung. Der Bedarf an weiteren multizentrischen Studien, die verschiedene Bevölkerungsgruppen einbeziehen, ist notwendig, insbesondere angesichts der Komplexität dieses Syndroms, einschließlich des potenziell fatalen Ausgangs für Mutter und Kind.
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