| Hintergrund: Das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) ist weltweit eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität. Bis heute gibt es keine kurative Therapie zur Behandlung dieser Infektion. Seitdem jedoch die antiretrovirale Therapie (ART) verfügbar ist, hat sich die Lebenserwartung der HIV-PatientenInnen signifikant verlängert. Als Folge ist die HIV-Infektion heute eine chronische Erkrankung, was den Fokus von AIDS und AIDS-typischen, opportunistischen Erkrankungen zu möglichen Langzeitfolgen der ART lenkt. ART zeigt vor allem Nebenwirkungen auf das kardiovaskuläre System. Aktuell leben 70 % aller HIVinfizierten Menschen in Subsahara-Afrika, dennoch gibt es nur begrenzt Daten zu den Langzeitfolgen der ART in dieser Region.
Ziele: Diese Diplomarbeit hat das Ziel, die kardiovaskulären Effekte verschiedener Antiretroviraler Therapieregime, die derzeit in Subsahara-Afrika verwendet werden, zu untersuchen. Im Speziellen werden die Effekte der First Line und Second Line ART auf Serumlipidspiegel und die vaskuläre Funktion analysiert.
Methodik: Zwei HIV Patientinnen, unter First Line und Second Line ART, wurden aus der Kohorte des derzeit durchgeführten EndoAfrica-Projekts ausgewählt und werden als Fallstudien präsentiert. Patientin A erhielt First Line ART (Efavirenz 600mg, Emtricitabine 200mg, Tenofovir 300mg), während Patientin B mit Second Line ART (Lapanavir 200mg, Ritonavir 50mg, Zidovudine 300mg, Lamivudine 50mg) therapiert wurde. Neben den Parametern für die klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren (Blutdruck, Body mass index (BMI), Serumlipide, Blutglukose) wurde die Flussvermittelte Vasodilatation (FMD) als Methode der Früherkennung von Endothelialer Dysfunktion, einer Vorstufe von Atherosklerose, evaluiert.
Ergebnisse: Beide Patientinnen hatten Blutdruckwerte, BMI, C-reaktives Protein und Blutglukose im Normbereich. Die Serumlipidlevel wiesen Unterschiede auf, Patientin A hatte normale Werte, während Patientin B ein Gesamtcholesterin von 5,21 mmol/L (Zielwert < 4,90 mmol/L) und ein LDL-Cholesterin von 3,49 mmol/L (Zielwert < 3,00 mmol/L) aufwies. Patientin A hatte eine FMD von 8,65 % in der Arteria brachialis, wohingegen Patientin B 18,30 % zeigte.
Diskussion: Die unterschiedlichen Serumlipidlevel könnten mit unterschiedlichen ART Regimes assoziiert werden, da Protease Inhibitoren (Teil der Second Line ART) auch in anderen Studien gezeigt haben, dass sie Dyslipidämien verursachen. Beide FMD-Ergebnisse liegen im Normbereich, folglich scheint die vaskuläre Funktion nicht von dem Typ der Antiretroviralen Therapie beeinflusst zu werden. Diese Ergebnisse sollten mit Vorsicht interpretiert werden, da nur zwei PatientenInnen untersucht wurden. Zukünftige Studien sollten die komplexe Interaktion von anderen Faktoren wie Rauchen, physischer Aktivität und Alter auf das kardiovaskuläre System in HIV-PatientenInnen unter verschiedenen ARTTypen berücksichtigen. Ebenso sollten Aspekte wie Viruslast, Dauer der ART und andere Komorbiditäten in die zukünftige Forschung eingeschlossen werden. |