| Orthostatische Synkopen sind eine der häufigsten Sturzursachen im gehobenen Lebensalter und ziehen oft Verletzungen und Verlust an Mobilität nach sich. Aus bisher unzureichend erforschten Gründen sind Frauen für solche Sturzereignisse besonders anfällig. Vor kurzem haben wir in einem Review die Auswirkungen des Alterns auf das Hormon Arginine-Vasopressin (AVP) diskutiert (siehe Appendix C). AVP reguliert sowohl Plasmaosmolarität als auch -volumen vorwiegend über einen transmembranösen Wasserkanal names Aquaporin 2 (AQP2) in der apikalen Membran der Hauptzellen des renalen Sammelrohrs. AQP2 findet sich auch im Urin, wo seine Konzentration von der AVP-Wirkung abhängig ist. Copeptin, ein Peptid, das aus einem gemeinsamen Vorläufermolekül mit AVP abgespalten wird, kann als Surrogatmarker für AVP verwendet werden. Seine Messung ist deutlich einfacher, billiger und genauer als die von AVP, so dass sich aus seiner Verwendung Vorteile für die Forschung ergeben. AVP steigt im Rahmen einer orthostatischen Synkope massiv an, allerdings ist sein Verhalten bei orthostatischer Belastung ohne Synkope bisher unzureichend erforscht. Für die vorliegende Studie habe wir die Auswirkungen von Lower Body Negative Pressure (LBNP), einer Methode zur Simulation orthostatischer Belastungen auf den AVP-Spiegel im Blut und die Exkretion von AQP2 im Urin untersucht, um die Hypothese zu überprüfen, dass diese zu einer Erhöhung von beidem führen und dass es dabei geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. 17 Probandinnen und 21 Probanden zwischen 18 und 35 nahmen an der Studie teil. Das Versuchsprotokoll bestand aus 30 min. ruhig liegen gefolgt von Applikation von LBNP für 20 min., dabei alle 5 min. Erhöhung des LBNP um -10 mmHg bis -40 mmHg, wiederum gefolgt von 10 min. Ruhephase. Am Ende jeder der 3 Versuchsphasen erfolgte eine Blutabnahme, Urin wurde am Ende des Protokolls abgegeben und eine 24-h Urinprobe vom Vortag wurde als Referenz verwendet. Entgegen unserer Erwartungen stieg das Copeptin nicht, sondern fiel ab. Männer hatten dabei eine deutlich höhere Konzentration als Frauen, was sich nach LBNP-Applikation noch verstärkte. Es ließ sich keine signifikante Veränderung des AQP2 im Urin und auch keine nennenswerte Korrelation zwischen Copeptin und AQP2 feststellen. Die Beobachtung, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sich nach LBNP Anwendung verstärkten, bestätigt unsere Hypothese zum Teil. Vermutlich liegt das Absinken des Copeptins dabei an einer im Vergleich zu AVP langsameren Kinetik in Verbindung mit dem Wechsel der Probanden von stehender zu liegender Position am Beginn des Experiments. |