| Hintergrund: HIV/AIDS und kardiovaskuläre Erkrankungen gehören weltweit zu den 10 häufigsten Todesursachen. Die Einführung von hochaktiver antiretroviraler Therapie (highly active antiretroviral therapy = HAART) hat die Morbidität und Mortalität in der HIV Population signifikant reduziert. Allerdings wird HIV/AIDS und antiretrovirale Therapie (ART) nun mit einem erhöhten Risiko an kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung gebracht. Es stellt sich die Frage, ob die Pathogenese in HIV-infizierten Patienten der Pathogenese der Allgemeinbevölkerung entspricht oder ob HIV und die antiretrovirale Therapie als zusätzliche Faktoren die Entstehung von endothelialer Dysfunktion und Atherosklerose beeinflussen. Ziel: Sekundärliteratur wie Lehrbücher soll mit Primärliteratur (zum Beispiel Artikel aus medizinischen Fachzeitschriften) zum Thema der Effekte von HIV/AIDS und antiretroviraler Therapie auf das kardiovaskuläre System verglichen und diskutiert werden. Methoden: Als Sekundärliteratur wurden englische und deutsche Standardlehrbücher in den Fachbereichen „Physiologie”, „Pathologie” „Mikrobiologie” und „Endothelialer Biomedizin” verwendet. Zusätzlich wurden aktuelle Richtlinien in die Einführung eingearbeitet. Für die Erfassung der relevanten Primärliteratur wurde eine systematische Literaturrecherche mit expliziten Ein- und Ausschlusskriterien mithilfe mehrerer medizinischer Datenbanken durchgeführt. Ergebnisse: Von über 600 gesichteten Titeln der systematischen Literatursuche wurden schlussendlich 83 relevante Artikel ausgewählt, deren Volltext analysiert wurde. Diskussion: Die Ätiologie der kardiovaskulären Erkrankungen in der HIV Population, derzeit therapiert oder untherapiert, ist wahrscheinlich multifaktoriell. Die involvierten Pathomechanismen sind immer noch weithin ungeklärt. Allerdings scheinen die Effekte von HIV/AIDS und ART auf die vaskuläre Funktion, auf traditionelle Risikofaktoren sowie auf den Immunstatus (chronische Aktivierung und Inflammation) eine wichtige Rolle zu spielen. Viele Studien, die zum größten Teil in Industrieländern durchgeführt wurden, assoziieren HIV und ART mit einem erhöhten Grad an endothelialer Dysfunktion und frühen atherosklerotischen Veränderungen. Leider sind Ergebnisse von Studien aus Entwicklungsregionen wie Afrika, die am meisten an den Folgen von HIV leiden, sehr rar. Daher lassen sich kaum Aussagen über geografische und ethnische Unterschiede treffen. |