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Diplomarbeit - Detailansicht

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Bibliografische Informationen
 Der Einfluss portosystemischer Shunts auf den Gallensäuremetabolismus bei Patient*innen mit Leberzirrhose - Eine Pilotstudie  
 Hintergrund: Während erhöhte Gallensäurekonzentrationen im Serum als Hauptmerkmal cholestatischer Lebererkrankungen gelten, wurden Veränderungen der Gallensäurekonzentrationen und -profile bei Leberzirrhose ohne zugrunde liegende Cholestase weniger beachtet. Da solche Veränderungen sowohl eine Folge als auch ein potenzieller Auslöser für fortgeschrittene Lebererkrankungen und deren Komplikationen sein können, war es Ziel dieser Studie, die Veränderungen im Gallensäureprofil bei Patient*innen mit Leberzirrhose genauer zu charakterisieren. Außerdem sollen weitere Veränderungen im Gallensäureprofil beschrieben werden, die nach dem Einsetzen eines transjugulären portosystemischen Shunts (TIPS) auftreten.

Methoden: Zum einen wurden die Gallensäurekonzentrationen und die Zusammensetzung des Gallensäurepools im Serum von 274 Patient*innen mit Leberzirrhose und 33 gesunden Kontrollpersonen retrospektiv analysiert und mit klinischen Daten korreliert. Zum anderen wurden prospektiv die Gallensäurespiegel vor und nach einem TIPS-Eingriff sowie die Spiegel in Leber- und Pfortaderblut gemessen, um den Einfluss eines iatrogenen Shunts auf das Gallensäureprofil zu bestimmen.

Ergebnisse: Die Konzentrationen der Gallensäuren im Serum waren bei Patient*innen mit Leberzirrhose signifikant höher als bei gesunden Kontrollen (67.1 ± 72.9 vs. 3.2 ± 2.6 µmol/L; p<0.0001). Sowohl der MELD (r=0.63; p<0.0001) als auch der Child-Pugh Score (r=0.61; p<0.0001) korrelierten mit den Gesamtgallensäurekonzentrationen. Ebenso ging das Auftreten von Komplikationen der Leberzirrhose wie hepatische Enzephalopathie (p=0.001) und Aszites (p<0.0001) mit erhöhten Gallensäurekonzentrationen einher. Patient*innen mit alkoholassoziierter Leberzirrhose wiesen auch nach Korrektur für den Schweregrad der Zirrhose die höchsten Gesamtgallensäurekonzentrationen auf. Der Anstieg der Gesamtgallensäuren bei Zirrhose war größtenteils auf eine Zunahme der Taurin- und Glycin-Konjugate der primären Gallensäuren Chenodeoxycholsäure (CDCA) und Cholsäure (CA) zurückzuführen. Das Verhältnis von sekundären zu primären Gallensäuren verschob sich von etwa 0.6 bei Gesunden zu 0.2 bei Patient*innen mit Zirrhose (p=0.012) deutlich. Im TIPS-Teil dieser Arbeit waren die Gallensäure-Konzentrationen im peripheren Blut höher als in der Lebervene und Pfortader und sanken innerhalb von 24h nach dem TIPS tendenziell ab (mediane Reduktion 10.4 µmol/L, p=0.63). Die hepatische Extraktionsrate von Gallensäuren lag zwischen 14 und 71% und scheint negativ mit dem Child-Pugh-Score (r=-0.9, p=0.0119) und dem hepatisch-venösen Druckgradienten (HVPG) vor TIPS (r=-0.8, p=0.33) zu korrelieren. Im Langzeit Follow-up (n=2) 90 Tage nach TIPS zeigte sich keine weitere relevante Änderung der Serumgallensäuren.

Schlussfolgerung: Diese Arbeit zeigt, dass die Serumgallensäuren bei Patient*innen mit Leberzirrhose mit dem Schweregrad der Erkrankung und klinischen Scores wie dem MELD-Score korrelieren, was darauf hindeutet, dass Gesamt-Gallensäure-Messungen als prognostische Indikatoren bei Zirrhose dienen könnten. Mit dem Fortschreiten der Zirrhose kommt es zu einem Anstieg konjugierter primärer Gallensäuren und zu einem Rückgang der sekundären Gallensäuren. Die Serumgallensäure-Spiegel nahmen am Tag nach dem TIPS ab, obwohl der portosystemische Shunt zunahm. Dies könnte auf eine höhere hepatische Extraktionsrate von Gallensäuren hinweisen. Die Auswirkungen des TIPS auf die Gallensäuren-Dynamik unterstreichen aber die Komplexität der Gallensäure-Regulation bei Zirrhose und bedürfen weiterer Forschung.  
 TIPS;Gallensäuren;Leberzirrhose;HVPG;Serumbiomarker;Aszites;Hepatische Enzephalopathie;MELD-Score  
 
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 Hepatologie
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Hinterhölzl, Florian
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Innere Medizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Zollner, Gernot; Priv.-Doz. Dr.
  Smolle, Luisa; Dr.