| Hintergrund: A1AT-Mangel ist eine Erbkrankheit, die hauptsächlich Lungen- und Lebererkrankungen zur Folge hat. Durch die niedrige Penetranz dieser Lebererkrankungen in genetisch betroffenen Personen, den individuell unterschiedlichen Verläufen und limitierten Behandlungsmöglichkeiten, wird die A1AT assoziierte Lebererkrankung in vielen Personen nicht diagnostiziert. Das Ziel dieser Studie ist, die Anzahl von Personen mit A1AT-Mangel an der Medizinischen Universität Graz zu ermitteln, sowie den natürlichen Verlauf der Lebererkrankung dieser Personen darzustellen. Methoden: Wir erarbeiteten eine retrospektive Studie, in der wir Daten von Personen mit A1AT-Mangel, die die Medizinische Universität Graz in den letzten 16 Jahren besucht haben, sammelten. Wir ermittelten den Zeitpunkt der Diagnose, den Schweregrad und die Komplikationen der Lebererkrankung (z.B. erhöhte LFTs, Steatose, Fibrose, Zirrhose, HCC, Lebertransplantation (LTx) oder neonatale Lebererkrankungen) sowie den natürlichen Krankheitsverlauf. Diese Ergebnisse setzten wir mit dem molekularen Phänotyp in Verbindung (z.B. ZZ- oder MZ-Phänotyp). Zusätzlich untersuchten wir A1AT-Mangel bei Kindern und stellten die Ergebnisse getrennt dar. Ergebnisse: Insgesamt wurden 148 Personen mit A1AT-Mangel und bekanntem Phänotyp identifiziert. 93 Personen (62.8%) zeigten den MZ-Phänotyp, 40 Personen (27%) zeigten den ZZ-Phänotyp, 8 (5.4%) zeigten den SZ-Phänotyp, 5 (3.4%) zeigten den MS-Phänotyp und 2 (1.4%) zeigten den MMalton-Phänotyp. 62.5% der ZZ-Phänotypen und 63.4% der MZ-Phänotypen zeigten Zeichen einer Lebererkrankung. 52% der ZZ-Phänotypen mit Lebererkrankung zeigten nur erhöhte LFTs, 28% entwickelten eine Fibrose oder Zirrhose, 4% davon entwickelten ein HCC und 20% benötigten eine LTx, 28% der ZZ Phänotypen zeigten eine neonatale Lebererkrankung. 88.1% der MZ-Phänotypen mit Lebererkrankung zeigten nur erhöhte LFTs, 10.2% entwickelten eine Fibrose oder Zirrhose, 1.7% davon entwickelten ein HCC und 5.1% benötigten eine LTx, 1.7% der MZ-Phänotypen zeigten eine neonatale Lebererkrankung. Es gab keine signifikanten Veränderungen von AST- und ALT-Werten über einen Beobachtungszeitraum von mindestens 10 Jahren. Interessanterweise zeigten ZZ-Phänotypen geringere Raten von Lebersteatose als MZ-Phänotypen (8% vs. 27.1%, p=0.026). Fazit: Unsere Studienpopulation zeigte höhere Raten an fortgeschrittenen Lebererkrankungen als Populationen in anderen Studien. Wir schlussfolgern daraus, dass die Überweisung an unser Tertiärzentrum eher im fortgeschrittenem Stadium der Erkrankung stattfindet. Im Gegensatz zu Personen mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen, zeigten erwachsene Personen, die nur leichte Erhöhungen von LFTs vorweisen, keine Verschlechterung ihrer Erkrankung über den Beobachtungszeitraum von mindestens 10 Jahren. Wir schlussfolgern daraus, dass Personen mit A1AT-Mangel (insbesondere Kinder) konsequente follow-up-Untersuchungen benötigen, um jedwede Verschlechterung der Lebererkrankung schnellstmöglich zu detektieren. Ein interessantes und unerwartetes Ergebnis unserer Studie war, dass Personen mit ZZ-Phänotyp möglicherweise gegen Lebersteatose geschützt sind. Jedoch sollte dieses Ergebnis im größeren Rahmen untersucht werden. |